14.  Leben für den Wald

      Biographien schlesischer Forstleute

In den Jahrbüchern des Schlesischen Forstvereins sind zahlreiche Mitglieder des Vereins gewürdigt worden. Es schien geboten, die in diesen Würdigungen enthaltenen Biographien hier zusammen zu stellen. Sie liefern bemerkenswerte Aufschlüsse über die oft außergewöhnlichen Lebenswege, die bemerkenswerten Leistungen und die meist sehr bescheidenen Lebensverhältnisse in der jeweiligen Zeit.

Die überwiegende Anzahl der Biographien stammt aus dem 19. Jahrhundert, der Epoche der straffen Organisation der Forstverwaltung und des erstaunlichen Aufbaus leistungsfähiger Wälder. Die Würdigung schließt auch einige Persönlichkeiten ein, die sich um die schlesischen Wälder verdient gemacht haben, ohne selbst Forstleute gewesen zu sein. Die Biographien sind alphabetisch geordnet.

Verzeichnis der Biographien

1. Aurich, Adolf Heinrich von

2. Beinert, Carl Christian

3. Benzel, Willy

4. Bormann, Alfred

5. Büttner, Peter Elias von

6. Carganico, Alfred

7. Cogho, August

8. Cohn, Ferdinand

9. Cusig, Albert

10. Cusig, Alfred

11. Cusig, Paul

12. Dehnicke, Alfred

13. Fintelmann, Ludwig

14. Gabriel, Arthur

15. Gehren, von

16. Goeppert, Heinrich Robert

17. Großer, Heinrich

18. Großer, Max

19. Großer, Carl Max

20. Hawlitschka, Viktor

21. Heller, Heinrich Ludwig

22. Hellwig, Ernst

23. Herrmann, Eugen

24. Hochhäusler, J.

25. Hühner, Otto

26. Karsunky, Wilhelm

27. Kloer, Ernst

28. Kospoth, Karl August Graf von

29. Krueger, Max

30. Liebrecht, Wilhelm

31. Maron, Ernst Wilhelm

32. Meyer, Ludwig

33. Möhring, Wilhelm

34. Niederlande, Prinzessin Marianne der

35. Niederlande, Prinz Friedrich der

36. Pannewitz, Julius von

37. Pawlowski, Eugen

38. Pfeil, Wilhelm

39. Pusch, Heinrich

40. Reck, Hermann Freiherr von der

41. Redanz, Johann George

42. Rosch, Karl Friedrich

43. Roth, Max

44. Salisch, Heinrich von

45. Schilling, Ludolf

46. Schirmacher, Karl Gottlieb

47. Seitz, Walter

48. Sprengel, Friedrich

49. Süßenbach, Johann Christian

50. Täger, Arthur

51. Telle, Wilhelm

52. Tramnitz, Adolf

53. Vietinghoff-Riesch, Arthur Freiherr von

54.Vogdt, Heinrich

55. Waechter, Wilhelm

56. Wedell, Gottlob Magnus Leopold Graf von

57. Wendroth, Eberhard

58. Zimare, Carl

Adolf Heinrich von  A u r i c h

*13. Dezember 1797 in Altenberg (Sachsen) †14. September 1869 in ?

Aurichs Vater war Bergmeister in Altenberg im Erzgebirge, starb aber bereits, als Adolf Heinrich vier Jahre alt war. Die Mutter zog mit der zahlreichen Familie nach Dresden, wo der 14-jährige Junge und seine Geschwister auch die Mutter verloren. Er ging in der Nähe von Hubertusburg in Sachsen in die Jagdlehre. Nach der Lehrzeit trat er 16-jährig dem Corps des Herzogs von Braunschweig bei, in dem auch sein älterer Bruder als Generalstabsoffizier diente. Er erlebte 1815 die Schlacht bei Waterloo.

Sein Bruder ermöglichte ihm von 1816 bis 1818 eine Ausbildung am Collegium Carolinum in Braunschweig. Eine forstliche Weiterbildung erfuhr er in den preußischen Revieren Weserlingen und Abbendorf. Von 1820 bis 1822 studierte er an der Forstakademie Tharandt. „Er war ein hervorragender Schüler und entschiedener Günstling des Oberforstrats Heinrich Cotta.“ Er bestand die Abschlußprüfung mit Auszeichnung. Er erhielt sogleich eine Anstellung als Oberförster beim Grafen Schönburg-Glauchau. Hier wurde er mit dem Erben des Fürstentums Pleß und Grafen von Hochberg Hans Heinrich X. bekannt.

So erhielt er 1836 im Alter von 39 Jahren die Anstellung als Oberforstmeister in Pleß. Er führte den Vorsitz in der Pleßschen Gesamtverwaltung. 1847 fiel das Fürstentum Pleß an die Familie der Grafen Hochberg-Fürstenstein.

Nun übernahm Aurich die Verwaltung sämtlicher Forsten in Pleß (23 326 ha) und Fürstenstein (7 252 ha). Teile der Fürstensteiner Forsten wurden 1856 und 1866 vom Schlesischen Forstverein besucht. Eine annähernde Übersicht über den Zustand des Waldes wurde dabei nicht vermittelt.

Die Forsten in Pleß hatten Aurich zunehmend Sorgen bereitet. „Sie waren seit 20 Jahren durch übermäßige Nutzung stark angegriffen worden. Hiergegen hatte v. Aurich stets, aber leider ohne Erfolg angekämpft. Die Fehlschläge seines pflichtgetreuen Strebens bereiteten ihm manche bittere Stunde. Eine befriedigende Entschädigung fand er in den gut erhaltenen und gepflegten Fürstensteiner Gebirgswaldungen“ (a.a.O. S. 491).

„Aurich hatte in seiner 32-jährigen Amtsführung in Pleß mit mancherlei Widerwärtigkeiten zu kämpfen, wie sie mehr oder weniger allen technischen Dirigenten einer ausgedehnten und viel­verzweigten Privatverwaltung begegnen, und von denen häufig diejenigen gerade am wenigsten verschont bleiben, welche im rechtschaffenen und uneigennützigen Streben die wesentliche Förderung des ihrer Leitung anvertrauten Gegenstandes und das wahre Wohl der Herrschaft im Auge haben.“

Im Alter von 71 Jahren trat Aurich 1868 in den Ruhestand. Ein Jahr später ist er verstorben. Er pries es als Glück, dass die Plesser und Fürstensteiner Forsten von Forstmeister Prasse übernommen wurden. Aurich hatte dem Schlesischen Forstverein seit der Gründung 1841 angehört.

Quelle:

JSFV 1870, S. 493.

Carl Christian  B e i n e r t

*15. Januar 1793 in Woitsdorf bei Bernstadt † 20. Dezember 1868 in Charlottenbrunn

Zu den Ehrenmitgliedern des Schlesischen Forstvereins gehörte seit 1856 der Pharmazeut und Botaniker Carl Christian Beinert.

Als Sohn eines Organisten und Dorfschullehrers blieb ihm aus finanziellen Gründen eine höhere Bildung zunächst verwehrt. Deshalb begann er 1806 eine sechsjährige Apothekerlehre in Bernstadt. 1815 ging er als Gehilfe nach Ohlau, 1816 nach Breslau und 1819 nach Erfurt zu dem berühmten Apotheker Dr. Trommsdorf. 1821 erhielt er eine Gehilfenstelle in der Roten-Adler-Apotheke in Berlin. Die Staatsprüfung legte er mit Auszeichnung ab.

Nach einer Reise durch Sachsen und Böhmen fand er dank der großzügigen Spende eines Unbekannten die Möglichkeit zu Studien an der Breslauer Universität. Ein Professor streckte ihm 1823 das erforderliche Kapital zum Kauf der Apotheke in Charlottenbrunn vor. Hier entwickelte er eine vielseitige und oft gemeinnützige Tätigkeit. Er entdeckte und analysierte zwei Heilquellen in Charlottenbrunn. Er schuf den 50 ha großen Bürgerpark Carlshain mit dem Platz Goeppertshöhe. Auch ihm selbst wurde hier ein Denkmal gesetzt.

Neben einer Reihe von Publikationen gab er gemeinsam mit H. R. Goeppert Arbeiten über die Flora der Steinkohlenformation heraus.

Seine Verdienste wurden auf vielfache Weise geehrt. Die Universität Breslau verlieh ihm die Doktorwürde. Er gehörte vielen wissenschaftlichen Gesellschaften als Mitglied oder Ehrenmitglied an. 1856 wurde ihm der Rote Adlerorden III. Klasse verliehen.

Quelle:

JSFV 1869

 

Willy B e n z e l

*1889 (?) in Stranz bei Deutsch Krone † ?

Sein Vater, ein Privatförster, kam im 50. Lebensjahr bei einem Unfall ums Leben. Er hinterließ zehn unversorgte Kinder. Willy war das zweitälteste der Kinder. Die Witwe besaß keinen Anspruch auf Pension. Sie konnte lediglich eine Rente von etwa 20 Mark beziehen. An schulfreien Nachmittagen trugen die älteren Kinder zum Unterhalt der Familie bei – Kinderarbeit auf dem Gut für 20 Pfennig je Nachmittag. „Damals war ich elf Jahre alt, hatte fünf Tage gearbeitet und dafür bekam ich am Sonnabend eine ganze Mark ausgezahlt. Mit diesem Geld lief ich, so schnell mich meine Beine tragen konnten, nach Hause und rief: Mutter, Mutter, ich bringe dir Geld, viel Geld, eine ganze Mark“ (W. Benzel 1983, S. 9).

„Nach menschlichem Ermessen schien mir die forstliche Laufbahn für immer verschlossen zu sein. Da trat plötzlich, völlig unerwartet, eine Wende in meinem Leben ein“ (wie oben, S. 10). In der Zeitung stand:

In der Königlichen Oberförsterei Rohrwiese (RB Schneidemühl) sind infolge eines Jagdunfalls beide Forstlehrlinge ausgeschieden. Beim Anpürschen an einen Raubvogelhorst durch eine Dickung hindurch ist bei dem einen sein Gewehr losgegangen. Der Schuß hat den anderen so schwer verletzt, dass er an den Folgen gestorben ist. Der unglückliche Schütze muß aus der Forstlaufbahn ausscheiden.

So kam es, dass der 16-jährige Willy Benzel, der sich zuvor als Gärtnergehilfe betätigt hatte, am 1. Mai 1905 bei Forstmeister Splettstößer seine Forstlehre antreten konnte. In diesem Revier erhielt er viel Gelegenheit, Rotwild zu beoachten.

Nach der Lehre besuchte Benzel die 1906 gegründete Privat-Forstschule Templin in der Uckermark. Dort erfuhr er eine ausgezeichnete theoretische und praktische Ausbildung, die weit über das bisherige Niveau der Kenntnisse eines Försters hinausging (s. H. Hartzsch 2007).

Danach diente er beim Garde-Schützenbataillon in Berlin-Lichterfelde. Eine solche mehrjährige Militärzeit galt damals als unabdingbare Voraussetzung für eine Anstellung als Förster im Staatsdienst. Benzel erhielt aber schon 1911 eine Anstellung in den Forsten des Fürsten Pleß in Oberschlesien. „Der Dienst war in Pleß für einen jungen Forstmann anstrengend. Die Arbeitszeit begann morgens um sechs Uhr und endete um 18 Uhr. Der Anmarschweg war oft so weit, dass man schon um fünf Uhr das Haus verlassen mußte und erst um 19 Uhr wieder daheim war. … In der Jagdzeit wurden wir aber für alles entschädigt. Jagdgelegenheit gab es für Hoch- und Niederwild reichlich, und der kollegiale Zusammenhalt war mustergültig.“ (W. Benzel 1983, S. 40).

Mustergültig war auch vor allem die Bewirtschaftung des Rotwildes in Pleß. In seinem Buch „Im Paradies der Hirsche“ (1. Auflage 1967, 4. Auflage 1983) hat Benzel eindrucksvoll darüber berichtet.

Bei der Rückkehr aus dem I. Weltkrieg nach Pleß erfuhr er, wie die Welt auch in Pleß aus den Fugen geraten war. Wilddiebe wüteten im Wildbestand. Vor allem die Wisente und die Hirscharten wurden barbarisch dezimiert (s. Kap. 13). Am 15. Juli 1922 wurde Pleß ein Teil des neuen polnischen Staates. Die Besitzverhältnisse blieben zunächst unangetastet. Die Wildbestände wurden wieder aufgebaut.

Benzel erlitt bei einer Jagd einen Unfall, der ihn sieben Monate ans Krankenbett fesselte und für weitere zwei Jahre nur eingeschränkt seinen Dienst verrichten ließ (W. Benzel 1983, S. 162). Das gab ihm Zeit, mit dem Schreiben zu beginnen.

1934 wurde Pleß einer polnischen Verwaltung unterstellt. Der polnische Forstdirektor Sacher übernahm die Leitung des Forst- und Jagdwesens. Einige Deutsche behielten zunächst ihren Arbeitsplatz bis 1937, als dann alle Deutschen das Gebiet verlassen mussten.

Forstdirektor Sacher erlaubte Benzel in großzügiger Weise, vor seinem Weggang aus Pleß in eine ungewisse Zukunft einen Rothirsch seiner Wahl zu erlegen (s. Abb. 14.1). Als 1945 Benzels Forsthaus niederbrannte, ging auch dieses Geweih verloren.

 	Abb. 14.1: Willy Benzel mit seinem letzten Plesser Hirsch (1937) (W. Benzel 1983)

1938 fand Benzel eine Anstellung als Verwalter der Waldgutherrschaft Steineich in Tost bei Gleiwitz (3 200 ha Wald, 1 000 ha Landwirtschaft und 800 ha Pachtjagd, insgesamt 5 000 ha Jagdfläche).

Hier konnte er nur wenige Jahre unter erschwerten Bedingungen tätig bleiben, die der II. Weltkrieg mit sich brachte. 1945 musste Benzel Oberschlesien endgültig verlassen.

Erst ab Herbst 1949, nun schon 60 Jahre alt, bekam er als Grubenholzeinkäufer für das Ruhrgebiet wieder Verbindung zur Forstwirtschaft, wenn ihm diese Tätigkeit auch sonst nicht zusagte. Auch hier interessierte er sich für das Rotwild, und er begann mit dem Schreiben.

Neben seinem bekanntesten Buch „Im Paradies der Hirsche“, in dem er den nachfolgenden Generationen seine wertvollen Erfahrungen übermittelt hat, entstanden weitere Schriften wie „Auge um Auge – Im Kampf gegen Wilderer und Forstfrevler“ (1971) und „Wovon Jäger heute nur noch träumen“ (1982).

Alfred  B o r m a n n

*9. November 1857 in Ullersdorf/Isergebirge † 11. September 1928 in Hirschberg/Rsg.

Die Bormanns hatten 400 Jahre lang den Grafen Schaffgotsch als Forstleute gedient. 1841 trat ein Oberförster Bormann aus Petersdorf dem Schlesischen Forstverein bei (VSFV 1841, S. 52/53). Ein weiterer Bormann (Vater oder Onkel von Alfred B., gräflicher Oberförster in Ullersdorf bei Flinsberg) trat 1857 dem Schlesischen Forstverein bei (leider sind in den Mitgliederverzeichnissen keine Vornamen angegeben, so dass eine Zuordnung oft nicht möglich ist).

Ein Bormann entwickelte eine Stock-Rode-Maschine, die er 1861 dem Schlesischen Forstverein vorstellte (s. VSFV 1861, s. Abb. 11.4).

Alfred Bormann wurde am 9. November 1857 in Ullersdorf/Isergebirge als Sohn des dortigen Oberförsters geboren. Nach dem Studium an der Forstakademie Tharandt (1876-1879) wurde ihm 1882 die Verwaltung der Oberförsterei Petersdorf übertragen, die er fast 46 Jahre lang betreut hat.

Alfred Bormann hatte dem Schlesischen Forstverein seit 1883 über 44 Jahre lang angehört und war noch 1927 in Hirschberg zum Ehrenmitglied gewählt worden. Die Bormanns haben seit 1841 ununterbrochen dem Verein angehört und drei von ihnen bereiteten die Exkusionen des Vereins in den Schaffgotschen Forsten vor (vgl. Kap. 9.2).

Die Grafen Schaffgotsch waren seit 1842 ebenfalls Mitglied des Vereins. Ihre Forsten sind fünfmal Ziel der Exkursionen des Vereins gewesen, so oft wie keine anderen Forsten. Deshalb wurde 1927 Friedrich Reichsgraf Schaffgotsch ebenfalls zum Ehrenmitglied gewählt, also der Dienstherr und sein Oberförster zur gleichen Zeit.

Alfred Bormannn wurde als „ein Mann von wahrhaft vornehmer Gesinnung und lauterstem Charakter“ dargestellt, „der ein so herzgewinnendes Wesen, eine so zwingende Liebenswürdigkeit ausstrahlte, dass sich keiner dem entziehen konnte, dass ihm selbst bei strengster Wahrung seiner Amtspflicht niemand zum Gegener geschweige denn zum Feinde werden konnte“ (JSFV 1928, S. 14).

Quelle:

JSFV 1928, S. 14.

Peter Elias von  B ü t t n e r

*20.12. 1722 in Köpenick bei Berlin † 24.4. 1791 in Naßadel bei Namslau

Geboren als Sohn eines königlichen Hegemeisters im Amt Köpenick bei Berlin, diente Peter Elias Büttner von 1740 bis 1749 im 1740 von König Friedrich II. gegründeten Reitenden Feldjägercorps (Stammrolle Nr. 94). In dieser Formation nahm er an den beiden ersten Schlesischen Kriegen teil (1740-1742 und 1744-1745). Seit dieser Zeit blieb sein Leben mit Schlesien verbunden. 1749 wurde ihm die Oberförsterei Dombrowka bei Oppeln verliehen (s. Kap. 9.1).

In diesem Jahr heiratete er Christina Köppen (1720-1778), die Tochter eines Schiffers aus Cölln an der Spree. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor (2 Söhne und 5 Töchter). Sohn Johann Gottlieb (1754-1831) wirkte später bei der Vermessung und Kartierung der Forsten um Oppeln mit. Als fürstbischöflicher Amtshauptmann von Schmograu im Kreis Namslau oblagen ihm auch die forstlichen Angelegenheiten. Schließlich konnte er als Rittergutsbesitzer in Alt-Tarnowitz sein Revier Groß Pniewitz betreuen.

Peter Elias Büttner verwaltete die OF Dombrowka 37 Jahre.

Neben den forstlichen hatte Oberförster Büttner auch besondere jagdliche Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehörte es, Wildbret zu liefern, wenn sich sein König in Schlesien aufhielt. Am 1.8.1780 erhielt er von Oberforstmeister von Wedell folgenden Auftrag:

„Da S. Königliche Majestät in diesem Monat nach Schlesien kommen und über die Regimenter Revue halten werden, so hat der Herr Oberförster Büttner dafür zu sorgen, dass auf den 28. dieses (Monats) so viele Haselhühner als zusammen zu bringen möglich sind, in Breslau an die Königliche Hofküche abgeliefert werden, weil S. Majestät dieses Flügl-Wildbret besonders gerne essen.“

Größere Sorge bereitete die Wolfsplage. Zu Büttners Zeit gehörte der Wolf noch zum Standwild in Dombrowka. In den Jahren von 1766 bis 1815 sind hier 85 Wölfe getötet worden, meist in Wolfsgruben (s. Kap. 13).

Wie damals üblich, wurde dem Oberförster auch die Errichtung von Kolonistendörfern in diesem waldreichen, aber dünn besiedelten Gebiet übertragen. Unter seiner Mitwirkung entstanden um 1772 die Orte Süssenrode, Tauentzien, Georgenwerk, Blümkenau, Zedlitz und Neuwedel für Zuwanderer aus Hessen.

1786 trat er im Alter von 64 Jahren in den Ruhestand.

Eine für einen Oberförster außergewöhnliche Ehrung wurde ihm 1787 zuteil. König Friedrich Wilhelm II. verlieh ihm das Adelsprädikat. Das umfangreiche Diplom vom 20.11.1787 enthält folgende Formulierungen:

„… Und wir dann in Gnaden angesehen haben, wasmaßen der ehemalige Oberförster Unser Lieber Getreuer Peter Elias Büttner nicht nur einem guten Geschlechte entsprossen, wovon verschiedene besonders aber sein Vater im Forstwesen Unserm Staate nützliche Dienste geleistet haben, sondern er selbst sich auch bey allen Gelegenheiten durch einen vorzüglichen Diensteifer, durch unverbrüchliche Treue, edle Rechtschaffenheit, Ergebenheit gegen Uns und Unser Königliches Haus, besonders während der sechs und vierzig Jahre lang Unserm in Gott ruhenden Vorfahr geleisteten ersprießlichen Dienste hervorgetan, in dem er neun Jahre lang bey dem reitenden Feldjäger-Corps gestanden, die ersten Schlesischen Feldzüge mitgemacht und die Ihm gewordenen Aufträge, Befehle und Verschickungen genau und zur höchsten Zufriedenheit Unseres Glorwürdigen Oheims Majestät ausgerichtet und zur Belohnung dieser seiner treu geleisteten Dienste Ihm der Posten eines Ober-Försters des wichtigen Oppeln-Dombrowker Amts anvertraut worden, welchen Posten er an sieben und dreißig Jahren zur Zufriedenheit Unserer Breslauischen Kriegs- und Domainen-Cammer rühmlichst verwaltet und ihn nicht eher niedergelegt hat, als bis er durch sein Alter, körperliche Schwäche und kränkliche Zufälle genötigt worden, die Ihm in Gnaden bewilligte Erlassung seiner Dienste nachzusuchen, dass wir in dessen Erwägung und zur Bezeugung Unserer deshalb zu Ihm tragenden Königlichen Huld, Gnade und Gewogenheit zu geben, Uns allergnädigst entschlossen und gutgefunden haben, denselben samt seinen ehelichen Nachkommen in den Adelsstand Unseres Königreichs Preußen, Churfürstentums Brandenburg und Souverainen Herzogtums Schlesien zu versetzen, auch Ihnen dabey zum Ankauf und Besitz adelicher Güter in Unserm Herzogtum Schlesien die Landmannschaft des besagten Herzogtums aus ganz besonderer Gnade zu verleihen.“

 

 	Abb. 14.2: Wappen der Familie von Büttner (Archiv H. G. von Büttner)

 

 

Peter Elias von Büttner war nun befugt, Rittergüter zu erwerben. Er wurde Erb- und Gerichtsherr auf Schmardt bei Kreuzburg und auf Naßadel bei Namslau.

Abb. 14.3: Das Herrenhaus in Naßadel, in dem Peter Elias von Büttner 1791 verstarb (Archiv Hans Georg von Büttner)

Alfred  C a r g a n i c o

*4. Februar 1849 in Gumbinnen † 23. Juli 1916

Alfred Carganico wurde als Sohn eines Geheimen Medizinalrates in Gumbinnen geboren.

Nach der Schulzeit in Gumbinnen bereite er sich in den OF Crutinnen (RB Allenstein) und Mützelburg (RB Stettin) auf das Studium an der Forstakademie Eberswalde vor.

Das 1869 begonnene Studium wurde durch den Krieg gegen Frankreich unterbrochen, an dem er wegen einer Lungenentzündung aber nicht teilnehmen konnte. Er beendete das Studium 1872.

Nach dem Militärdienst in Gumbinnen (1872/1873) setzte er die praktische Ausbildung (Biennium) in verschiedenen OF in Pommern, Sachsen und Schlesien fort. Im Winter 1875/1876 studierte er an der Universität Berlin Staats- und Rechtswissenschaften. Im Herbst 1876 bestand er das Staatsexamen mit dem Prädikat gut.

Nach Taxationsarbeiten und Hilfsarbeiten bei der Forstverwaltung in Erfurt wurde ihm 1882 die OF Weenzen (RB Hildesheim) übertragen. Ab 1890 war er bei der Bezirksregierung in Wiesbaden, ab 1892 bei der in Marienwerder tätig.

1900 setzte er seinen Dienst in der Forstinspektion Breslau-Brieg fort. Hier fand er seine eigentliche Lebensstellung. 14 Jahre hindurch hat er gewissenhaft und pflichtgetreu sein Amt versehen. An der Breslauer Universität übte er ab 1906 eine Lehrtätigkeit aus.

1906 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Ihm wurden die Roten Adlerorden IV. und III. Klasse verliehen.

Dem Schlesischen Forstverein gehörte Carganico seit 1900 an.

Seine Frau Margarete war eine Tochter des bekannten Oberförsters Gene` aus Mühlenbeck bei Stettin. Sie gebar ihm fünf Söhne und eine Tochter. Im I. Weltkrieg verlor er seinen ältesten Sohn, zwei weitere Söhne wurden verwundet. Cusig, der Verfasser des Nachrufes, glaubt, dass die Sorge um die Söhne das Herzleiden Caganicos so verschlimmert habe, dass er Ende 1915 seine Arbeit aufgeben musste und ein halbes Jahr später daran verschied.

Quelle:

ZFJW 1917, S. 564-566

August  C o g h o

*12. Dezember 1816 in Hermsdorf unterm Kynast † ?

„Mein Vater war der Gräflich v. Schaffgotscher Oberamtmann. Von 1822 an besuchte ich die Elementarschule zu Hermsdorf und Warmbrunn, kam zu Ostern 1829 auf das Gymnasium in Hirschberg und trat im September 1838 als Forst-Zögling auf der Königl. Niederländischen Domaine Widzim bei Wollstein ein. Nach einem 2 ½-jährigen praktischen Cursus beim Kgl. Niederländ. Forst-Verwalter Krause in Schwenten bei Widzim genoss ich von Ostern 1841 bis Michaelis 1843 auf dem Privat-Institute des damaligen Kgl. Niederl. Forst-Inspektors Lemp zu Schwenten Unterricht in den Hilfs- und Hauptwissenschaften des Forstwesens. Während dieser Zeit war ich auch bei der Vermessung der Forsten auf den Kgl. Niederländ. Herrschaften in Posen und Schlesien tätig. Zu Michaelis 1843 ging ich nach Gießen, woselbst ich im Herbst 1844 als Dr. philos. promovierte.“

Wie von anderen Männern hat sich Ratzeburg auch von Cogho autobiographische Aufzeichnungen geben lassen.

Cogho pries das Glück, in Gießen bei Carl Heyer Waldbau, Forstschutz, Forstbenutzung und Betriebsregulierung gehört zu haben.

„Ich fungierte dann vom 1. Okt. 1844 bis 1. Okt. 1845 als Sekretär bei dem inzwischen auch mit der Direktion der Kgl. Prinzl. Niederl. Forsten in der Grafschaft Glatz betrauten Forstdirektor Lemp zu Schwenten. Am 1. Okt. 1845 trat ich in die Dienste Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Marianne der Niederlande als Forstverwalter für die Herrschaft Schnallenstein zu Rosenthal Kreis Habelschwerdt, wurde 1850 zum Oberförster befördert und im Februar 1857 von da nach Seitenberg bei Landeck versetzt und mit der Verwaltung des ebenfalls Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Marianne der Niederlande gehörigen 27 865 Morgen (= 6 966 ha) großen Forst-Revieres Seitenberg und des früheren 13 886 Morgen (= 3 472 ha) großen Forst-Revieres Schnallenstein betraut.“

Die Interessen Coghos lagen auf zoologisch-jagdlichen Gebiet. Darüber veröffentlichte er mehrere Arbeiten. Vor dem Schlesischen Forstverein, dem er seit 1884 angehörte, sprach er über Holzverbrauch zu Zündhölzchen in Schlesien und deren Anfertigung (VSFV 1858, S. 147-158).

Bekannt war er ferner durch seine Trophäensammlung (414 Geweihe und Gehörne).

Quelle:

Ratzeburg, J. 1872, S. 111-112.

Ferdinand C o h n

*24. Januar 1828 in Breslau † 25. Juni 1898 in Breslau

Ferdinand Cohn, Sohn eines Konsuls, der sich um die kaufmännischen Interessen Breslaus sehr verdient gemacht hatte, begann mit 16 Jahren das Studium an der Breslauer Universität, wo ihn Goeppert für die Botanik gewann und ihm seitdem „ununterbrochen als Gönner und Freund zur Seite gestanden ist.“

1846 wechselte Cohn an die Berliner Universität. Hier promovierte er 1847 im Alter von 19 Jahren.

1848 nach Breslau zurückgekehrt, habilitierte er sich 1859. 1859 erhielt er den Professorentitel. 1872 zum ordentlichen Professor ernannt, bestritt er gemeinsam mit Goeppert die Botanik-Vorlesungen. 1866 gründete er das pflanzenphysiologische Institut. Daraus erwuchsen grundlegende Arbeiten über Bakterien mittels verbesserter Mikroskope. Die Forschungen ebneten den Weg zur Entdeckung des Milzbrand-Bazillus durch Robert Koch. Cohn stand mit Charles Darwin in Verbindung. Spezielle Studien widmete er der Algenflora Schlesiens.

In seine forstbotanische Sammlung nahm er Teile der großen Sammlung des Julius von Pannewitz auf.

Seit 1857 gehörte Cohn dem Schlesischen Forstverein an. Wiederholt hielt er Vorträge vor dem Verein und bereicherte er die Exkursionen. Er klärte u.a. die Entstehung der Posthörner durch den Triebwickler. Er erkannte den Drehwuchs als eine weit verbreitete Erscheinung.

Quellen:

Ratzeburg, J. 1872, S. 112-114,

Neue Deutsche Biographie 3. Band 1957, S. 313-314.

Albert, Alfred und Paul  C u s i g (auch Kusig)

Über die Mitglieder der großen, aus der Mark Brandenburg (Liebenberg) stammenden Familie Cusig konnte eine Übersicht gefunden werden, die eine gewisse Aufklärung ermöglicht (s. Abb. 14.4).

Von den elf Forstleuten der Familie Cusig dienten acht im Reitenden Feldjägercorps (Christian Cusig mit Stammrollen-Nummer 97 ab 1742). Die Familie stellte zunächst Oberförster in Pommern, Brandenburg und im Magdeburgischen.

Albert (1820-1888) kam als erster Cusig nach Schlesien (OF Woidnig, von mindestens 1852 bis 1887).

Seine Söhne Alfred und Paul blieben dann in Schlesien. Ihre Namen treten in den JSFV immer wieder in Erscheinung.

Alfred Cusig (*1850) verwaltete die OF Kuhbrück (1887-1895), Stoberau und Grudschütz (1904-mindestens 1914). 1886 trat er dem Schlesischen Forstverein bei.

Paul Cusig (* 1851) übernahm nach neunjähriger Dienstzeit im Reitenden Feldjägercorps (1873-1882) und dem Studium an der Forstakademie Eberswalde (1874-1876, s. Abb. 7.10.3) 1882-1894 die OF Stoberau. 1895 wurde er zum Regierungs- und Forstrat in Kassel befördert. 1901 kehrte er als Geheimer Regierungsrat nach Breslau zurück. Er gehörte seit 1886 dem Schlesischen Forstverein an. 1932 steht er auf der Liste der Ehrenmitglieder des Vereins.

Paul Cusig war Autor mehrerer Beiträge und Nachrufe im JSFV (1911 Wilhelm Liebrecht, 1913 Ernst Ludwig Hellwig, 1917 Max Krueger, 1918 Ernst Kloer).

 

Abb. 14.4: Übersicht über die Familie Cusig (aus O. Heym 1926, S. 321).

Alfred  D e h n i c k e

*24. Oktober 1847 in Berlin † 25. Mai 1918 in Neiße

Geboren als Sohn eines Geheimen Regierungsrates, besuchte Dehnicke das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium seines Geburtsortes. Die Lehrzeit führte ihn in die bekannte OF Mühlenbeck bei Stettin. Von 1868 bis 1870 studierte er an der Forstakademie Eberswalde.

Im deutsch-französischen Krieg 1870 erlebte er den Einzug in Paris. 1875 wurde er zum Leutnant d. R. befördert.

1874 und 1876 legte er die Staatsprüfungen ab.

Als Oberförsterkandidat arbeitete er im Stadtforst Lauenburg und als Revierförster in der königlichen OF Sorau.

1881 erhielt er die OF Murow (RB Oppeln), wechselte danach auf die OF Krascheow (RB Oppeln), Alt-Ruppin (RB Potsdam) und Neiße (mit OF Cosel zusammengelegt; s. Kap. 9.1).

Als Sohn Berlins ist Denicke schließlich ein Forstmann geworden, der sein Herz an die Wälder und die Jagd Oberschlesiens verlor.

Dehnicke war mit Hedwig Goetz, der Tochter eines pommerschen Rittergutsbesitzers, verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. Sohn Albert studierte 1914 an der Forstakademie Eberswalde. Der älteste Sohn wurde Offizier und starb schon vor dem Vater.

Der jüngere Sohn ergriff den Beruf des Vaters. Er geriet im I. Weltkrieg verwundet in russische Gefangenschaft, konnte sich aber im Sommer in einer abenteuerlichen Flucht nach Deutschland durchschlagen, zu spät, um den Vater noch einmal zu sehen.

Quelle:

ZFJW 1919, S. 69-70 (Altmann).

Ludwig  F i n t e l m a n n

*29. Oktober 1809 in Berlin † 26. Januar 1879 in Breslau

 

Abb. 14.5: Ludwig Fintelmann (Archiv E. Fintelmann, München)

 

 

Ludwig Fintelmann wurde von einem Onkel erzogen, dem Hofgärtner Ferdinand Fintelmann auf der Pfaueninsel. Das prägte ihn für seinen Lebensweg.

Nach dem Abitur absolvierte er von 1825 bis 1827 die Forstlehre in der OF Spandau. Danach diente er beim Garde-Jägerbataillon in Potsdam.

Von 1828 bis 1830 studierte er bei Wilhelm Pfeil an der Berliner Forstakademie und anschließend an der Berliner Universität Staats- und Naturwissenschaften. 1833 promovierte er an der Universität Erlangen zum Dr. phil.

Schon 1832 berief ihn Albrecht Philipp Thaer (Sohn Albrecht Thaers) als Dozenten für Forstwissenschaften an die Landwirtschaftsakademie in Möglin.

1836 unternahm Fintelmann eine Studienreise durch Schweden, Norwegen und die dänischen Inseln. Die dabei geknüpften Beziehungen ergaben, dass er 1837 die Direktion der Waldungen des Grafen Trolle-Wachtmeister in Schonen übernahm. 1839 gründete er in Sagesholm eine Forstlehrstätte. 1843 erwarb er Grundbesitz in Schweden.

1850 kehrte Fintelmann aus familiären Gründen nach Brandenburg zurück.

Ab 1860 wirkte er als Forst-Ökonomie- und Stadtrat in Breslau. Hier machte er sich um den Breslauer Stadtwald verdient. Seine Schrift „Über Baumpflanzungen in den Städten, deren Bedeutung, Gedeihen, Pflege und Schutz“ (1877, enthält vier Vorträge vor der Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau) fasste seine Erfahrungen um städtische Grünanlagen zusammen. Er schuf den Scheitniger Park, in dem ihm die Breslauer ein schlichtes Denkmal setzten.

Seit 1861 gehörte er dem Schlesischen Forstverein an.

Quelle:

Milnik, A. 2006, S. 141-142.

 

Arthur  G a b r i e l

*8. Mai 1833 in Cant (OS) † 19. Dezember 1908 in Ziegenhals

Geboren als Sohn eines Wasserbauinspektors, besuchte Gabriel das Gymnasium in Leobschütz (Abitur 1854). Wo er die forstliche Vorbereitungszeit absolvierte, ist nicht überliefert (wahrscheinlich in Oberschlesien). Von 1857 bis 1859 studierte er an der Höheren Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde. Dort erlebte er Wilhelm Pfeil in seinen letzten Lebensjahren.

Nach dem 1862 abgelegten Staatsexamen verwaltete er die Forsten des Grafen Tiele-Winkler (s. Kap. 9.3), danach die Forsten von Neustadt/OS (s. Kap. 9.2).

1865 wurde er Mitglied des Schlesischen Forstvereins.

1869 trat er als Oberförster in Kokosken/Friedrichsfelde (RB Allenstein) in den Staatsdienst ein. 1874 wurde er auf die OF Lehnin (RB Potsdam) versetzt.

1882 endlich konnte er als Oberförster von Kottwitz nach Oberschlesien zurückkehren. Hier erwarb er sich besondere Verdienste bei der Umwandlung des Mittelwaldes in Hochwald. Im Oderwald begründete er viele Laubbaumbestände, vor allem mit Eiche und Esche. Die Auszeichnung mit dem Roten Adlerorden III. Klasse mit Schleife hebt ihn aus den Reihen der Oberförster heraus (i. a. erhielten bewährte Oberförster den Roten Adlerorden IV. Klasse).

Nach 20 Jahren trat er im Alter von 69 Jahren in den Ruhestand, den er in Ziegenhals verlebte. Hier ist er im Alter von 75 Jahren verstorben.

Quelle:

Schirmacher, K. G. 1909: Nachruf. In: ZFJW, S. 773-774.

Von  G e h r e n

*1845 in Felsburg/Thüringen † 21. März 1922 in Detmold

Über die Kindheit und Jugend von Gehrens ist nichts bekannt. Von 1876 bis 1880 arbeitete er als Oberförster in Krossen/Oder (RB Frankfurt/Oder). 1881 trat er als Forstmeister und Generalbevollmächtigter in den Dienst des Fürsten zu Stolberg-Wernigerode.

1887 wechselte er als Kammerdirektor und Generalbevollmächtigten in den Dienst des Herzogs von Ratibor. 1912 ernannte ihn der Herzog zum Kammerpräsidenten.

Seit 1881 gehörte er über 40 Jahre dem Schlesischen Forstverein an, seit 1913 als Ehrenmitglied. Zeitweilig bekleidete er das Amt des Vizepräsidenten (1898/1899).

Quelle:

Schirmacher, K. G. 1909: Nachruf. In: ZFJW, S. 773-774.

Heinrich Robert  G o e p p e r t

*25. Juli 1800 in Sprottau † 18. Mai 1884 in Breslau

 

 	Abb. 14.6: Heinrich Robert Goeppert (JSFV 1870)

 

 

Im Verzeichnis der Gründungsmitglieder des Schlesischen Forstvereins steht Goeppert unter Nr. 19. Die Verbindung zu den Forstleuten war für ihn als Botaniker selbstverständlich. Zudem hegte er eine außerordentliche Vorliebe für Bäume (s. A. Milnik 1997, S. 27).

Von seinen forstlich interessanten Schriften seien hervorgehoben:

Chronik der alten Bäume Schlesiens 1846 (mit Abbildung der Pleischwitzer Eiche),

Über die Seefelder in der Grafschaft Glatz und die Torfbildung auf denselben 1854,

Über einen in der Grafschaft Glatz entdeckten Urwald 1862,

Über Urwälder Böhmens und Schlesiens 1861,

Eine botanische Exkursion ins Riesengebirge 1863.

„... von diesen Ansichten geleitet, wandte ich mich mit besonderem Interesse dem Schlesischen Forstverein zu, mit dessen Präsident Oberforstmeister von Pannewitz ich viele Jahre in Breslau in persönlichem Verkehre stand. Indem ich mich auch an den Wanderversammlungen des Vereins beteiligte, geschah dies nicht allein etwa in der Absicht zu dozieren, sondern auch um Belehrung und namentlich Material zu wissenschaftlichen Forschungen im Walde selbst zu erlangen“ (s. J. Ratzeburg 1872, S. 194).

Der Schlesische Forstverein würdigte Goeppert auf einmalige Weise, in dem er ihn zum Ehrensenior ernannte. Goeppert hat dem Verein 44 Jahre angehört.

Als bodenständiger Niederschlesier besuchte er die Gymnasien in Groß-Glogau, Breslau und Neiße.

1821 bezog er die Universität Breslau zum Studium der Medizin. 1824 setzte er das Studium an der Berliner Universität fort. Hier promovierte er 1825 und habilitierte er sich 1827. In Berlin lernte er u.a. den bedeutenden Forstentomologen Julius Ratzeburg kennen, mit dem er später wiederholt im Schlesischen Forstverein zusammentraf (Ratzeburg war Ehrenmitglied des Vereins).

1830 Dozent in Breslau, folgte 1831 die Ernennung zum außerordentlichen, 1839 zum ordentlichen Professor für Botanik.

1852 übernahm er die Leitung des botanischen Gartens der Universität Breslau, den er vorzüglich modernisierte (s. VSFV 1858, S. 394-406). 1850 hatte er hier bereits ein botanisches Museum eingerichtet.

Goeppert genoss in Breslau eine außerordentliche Popularität. Die Stadt errichtete ihm später ein großartiges Denkmal.

1851 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen.

Er wirkte als Präsident der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur und „überdies noch wirkliches Ehren- und correspondierendes Mitglied von 90 Akademien, gelehrten Gesellschaften und Vereinen aller Erdteile,“ sagte er 1872 über sich selbst. Er war ein Mann von außergewöhnlicher Regsamkeit und Tatkraft, der viele Dinge auf den Weg brachte und zum Erfolg führte.

Als erfolgreicher Wissenschaftler und als musterhafter Charakter beeinflusste er eine Generation von Nacheiferern, darunter auch Hugo Conwentz und damit die Entwicklung des Naturschutzes (s. Kap. 10.7).

Quellen:

Ratzeburg, J. 1872, S. 191-196) (Goepperts Autobiographie),

JSFV 1870, S. 479-489,

JSFV 1884, S. 236-268 (Nekrolog),

Neue Deutsche Biographie 6. Band 1964, S. 519-520.

Heinrich, Max und Carl Max  G r o ß e r

Die Forsten des Stifts Joachimstein, überwiegend in der preußischen Oberlausitz gelegen (s. Kap. 9.4), wurden von 1880 bis 1945 ununterbrochen über drei Generationen von Mitgliedern der Familie Großer verwaltet. Berücksichtigt man, dass Heinrich Großer der Schwieger­sohn seines Vorgängers Johann Gottlieb August Paul († 1848) wurde, kann man von vier Generationen der Familie im Dienst des Stifts Joachimstein sprechen. Paul diente mindestens ab 1829 als Stiftsjäger in Joachimstein und kam zwischen 1840 und 1845 als Stiftsförster nach Linda.

 

 	Abb. 14.7: Stiftsförster Johann Gottlieb August Paul (1790-1848) (K.H. Großer 2006, S. 131)

 

Heinrich Großer

*28. Januar 1824 in Großhennersdorf bei Herrnhut † 20. März 1902 in Joachimstein

Nach einer mehrjährigen Lehrzeit im Revier Berthelsdorf der Herrnhuter Brüderunität betätigte er sich als Forstvermesser und Forsteinrichter, u.a. in Privatforsten im damals russischen Livland. 1849 übernahm er die Verwaltung des Reviers Nieder-Linda und heiratete die Tochter seines Vorgängers Paul, bis er als Stiftsoberförster in Joachimstein ansässig wurde. 1880 wurde er Stiftsforstmeister und Gutsvorsteher. 1899 beging er sein 50-jähriges Jubiläum im Dienst des Stifts. Er starb 78-jährig, noch im Dienst stehend.

Seit 1869 gehörte er dem Schlesischen Forstverein an.

 	Abb. 14.8: Heinrich Großer (K.H. Großer 2006, S. 131)

Max Großer

*12. November 1850 in Nieder-Linda † 30. April 1943 in Tauchritz

Abb. 14.9: Max Großer (K.H. Großer 2006, S. 131)

 

Er begann seine Laufbahn 1867 mit der Lehre bei seinem Vater in Nieder-Linda. Zusätzlich betätigte er sich als Gehilfe bei einem Feldmesser, wobei er sich solide Kenntnisse in der Vermessung und im Kartenzeichnen erwarb.

Von 1870 bis 1872 studierte er an der Forstakademie Tharandt.

Danach arbeitete er als Forstvermesser, Forsteinrichter und Gutachter.

Von 1874 bis 1887 verwaltete er Gut und Forsten der Herrschaft Ratschitz in Mähren.

1887 trat er als Oberförster in Nieder-Linda in den Dienst des Stifts Joachimstein. Nach dem Tod des Vaters übernahm er von 1902 bis 1922 dessen Stelle als Stiftsforstmeister in Joachimstein.

1892 trat er dem Schlesischen Forstverein bei.

Als Pensionär lebte er im stiftseigenen Herrenhaus in Tauchritz.

Carl Max Großer

*12. August 1885 in Ratschitz/Mähren † 30. Dezember 1973 in Görlitz

Abb. 14.10: Carl Max Großer (K.H. Großer 2006, S. 131)

 

 

Nach dem Abitur am Gymnasium Augustum in Görlitz ging er 1903 bis 1904 in die Lehre in die Reviere Küpper (Stift Joachimstein) und Hagendorf (Kreis Löwenberg).

Von 1904 bis 1906 studierte er an der Forstakademie Eberswalde. 1909 legte er vor dem Prüfungsausschuß des Deutschen Forstwirtschaftsrates die Prüfung für den Gemeinde- und Privatforstverwaltungsdienst ab. Danach arbeitete er als Forstassistent, Forsteinrichter und Leiter eines Privatforstes.

1914 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst nach sieben Jahren (1921) zurückkehrte.

1921 wurde er Mitglied des Schlesischen Forstvereins.

1922 konnte er die Nachfolge seines Vaters in Joachimstein als Leiter des Forst- und Rentamtes antreten – bis 1945. Mit der Ausweisung aus dem unmittelbar an der Neiße gelegenen Ort endete die 1849 begonnene Tätigkeit der Großers im Dienst des Stifts Joachimstein.

Carl Max Großer trat nach 1945 in den sächsischen Staatsforstdienst ein. Er leitete die Forstämter Niesky, Klitten, Weißwasser und Muskau. Danach arbeitete er bis zum Alter von 75 Jahren (1960) in der forstlichen Standortserkundung, vorwiegend im Bereich der Ober- und Niederlausitz.

Sein Bruder Hubert Großer (1887-1945) verwaltete die Privat-Oberförsterei Reinersdorf in Oberschlesien. Er wurde dort 1945 erschossen.

Der Sohn von Carl Max, Karl Heinz Großer (Jahrgang 1925), erwarb alle Voraussetzungen, dem Vater als Stiftsforstmeister folgen zu können. Er studierte von 1946 bis 1950 an der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin in Eberswalde, war von 1950 bis 1956 als Assistent am Eberswalder Waldkunde-Institut tätig und promovierte 1955 hier mit der Dissertation „Forstliche Vegetations- und Standortsuntersuchungen in der Oberlausitzer Heide und an den natürlichen Fichtenvorposten der südlichen Niederlausitz“, kehrte von 1956 bis 1959 an seinen Geburtsort Görlitz als Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde zurück und leitete danach von 1962 bis 1990 die Außenstelle Potsdam des Institus für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle/Saale. Er ist bis ins hohe Alter wissenschaftlich tätig und gilt als Autorität auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Die Liste seiner Publikationen umfasst über 120 Positionen, darunter mehrere Bücher über Naturschutzgebiete in Brandenburg und Berlin.

1995 wurde er zum Ehrenmitglied der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz ernannt.

Quelle:

Klemm, G. 2005: Dr. K. H. Großer 80 Jahre. Verhandl. Botan. Verein Berlin-Brandenburg, S. 187-190.

Großer, K.H. 2006: Die Güter und Forsten des Stifts Joachimstein. In: Neues Lausitzisches Magazin. Verlag Oettel Görlitz-Zittau.

 

Viktor  H a w l i t s c h k a

*1. April 1868 in Gleiwitz † 3. September 1918 in Oppeln

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gleiwitz, an dem sein Vater als Professor tätig war, trat er in der OF Poppelau in die Forstlehre ein. Von 1889 bis 1891 studierte er an der Forstakademie Eberswalde und danach zusätzlich Rechtswissenschaften an der Universität Breslau.

Am Ende seiner Militärzeit bei der Infanterie in Gleiwitz wurde er zum Offizier befördert.

Die forstlichen Abschlußprüfungen absolvierte er mit Auszeichnung.

Nach einigen Jahren bei der Forsteinrichtung erhielt er 1900 eine Anstellung an der Bezirksforstverwaltung in Liegnitz.

1907 erhielt er die OF Felsberg (RB ?). 1912 wurde er zum RFR in Oppeln ernannt, wo er den Inspektionsbezirk Oppeln-Rybnik zu betreuen hatte.

Sein Tod mit 50 Jahren wurde sehr bedauert, denn Hawlitschka galt als Mann von hervorragenden Gaben als Forstmann wie als Verwaltungsbeamter. Er war ein bodenständiger Oberschlesier.

Er war mit Gertrud Hieronymus aus Gleiwitz verheiratet, die bereits vor ihm verstarb und ihm eine Tochter hinterließ.

Quelle:

ZFJW 1919, S. 79-80 (Altmann).

 

Heinrich Ludwig  H e l l e r

*5. Mai 1754 im Forsthaus Poppelau † 9. August 1818 in Slawitz bei Oppeln

Der Sohn des ersten preußischen Oberförsters in Poppelau George Heller (um 1720 – 1788) besuchte das Gymnasium in Breslau, bevor er in das Reitende Feldjägercorps eintrat.

E. Herrmann (1933, S. 361) berichtet, dass die Gebrüder Georg Friedrich (1752- ?), Heinrich Luwig und Carl Gottlieb Heller (1756-1822) die Forsten der Grafschaft Glatz gemäß einer Instruktion von 1777 vermessen haben. Bei Forstvermessungen und Forstabschätzungen vervollständigten sie ihre forstlichen Kenntnisse, zu denen ihnen wohl der Vater die Grundlagen mitgegeben hatte. Die Brüder wurden später alle drei als Oberförster tätig (Carl Gottlieb Heller in Kupp).

Nachdem König Friedrich II. dem österreichischen Grafen von Dietrichstein die Herrschaften Proskau und Chrzelitz (Schelitz) abgekauft hatte, wurde Heller hier als Oberförster eingesetzt. Bald erwarb er sich das Vertrauen des Landjägermeisters von Wedell. Als Anerkennung für seine Leistungen erhielt die neue Kolonie zwischen Proskau und Schelitz den Namen „Hellersfleiß“ (s. Abb. 9.33) .

1786 wurde ein Forstamt Thiergarten mit den Revieren Grudschütz, Dembio und Krascheow gebildet. Die Verwaltung wurde Forstmeister Heller übertragen. Zudem behielt er den Proskauer Forst. Schelitz wurde aber abgetrennt.

Von 1788 bis 1815 führte Departements-Forstmeister Heller die Aufsicht über die oberschlesischen Forsten. Als 1815 eine Forstverwaltung für den RB Oppeln gebildet wurde, übernahm Heller hier die Führung als Regierungsforstrat.

Bereits 65-jährig, musste er jedoch schon in diesem Jahr wegen eines Brustkrampfleidens um seine Pensionierung nachsuchen.

Er zog sich auf das Gut Slawitz bei Oppeln zurück und verbrachte hier noch drei Jahre im Kreis seiner großen Familie (12 Söhne und 2 Töchter). Ein Sohn und ein Enkel wurden später als Domänenpächter in Schelitz tätig.

Im Frühjahr 1818 erhielt Heller den Roten Adlerorden IV. Klasse mit einer handschriftlichen Würdigung von Oberlandforstmeister Georg Ludwig Hartig.

Heller ging in die schlesische Forstgeschichte mit den nach ihm benannten Hellerschen Streifen ein, die wiederholt rühmend erwähnt, aber niemals beschrieben worden sind. Nach E. Herrmann (1933) sind sie durch „Vorstands-Besamung mit Einmischung von Lärche aus der Hand, wahrscheinlich ohne Bodenverwundung und mit Eintreten durch Schafe“ entstanden. Mit ihnen wurde der Anbau der Lärche in Preußisch-Schlesien außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingeleitet.

Quellen:

VSFV 1850, S. 197-199;

ZFJW 1933, S. 361-363 (E. Herrmann);

Ahnentafel Familie Heller (Archiv G. H. von Büttner).

Ernst  H e l l w i g

*28. Februar 1846 in Berlin † 18. Mai 1913 in Berlin

Abb. 14.11: Ernst Hellwig (JSFV 1931)

 

 

Wie der ein Jahr jüngere Alfred Dehnicke stammte Hellwig aus Berlin, und auch er, der Sohn eines Geheimrates und Steuerdirektors, besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Das Abitur legte er in Danzig ab.

Das forstliche Lehrjahr verbrachte er in der OF Peisterwitz (RB Breslau) bei Oberförster von Spangenberg. Von 1865 bis 1868 studierte er an der Höheren Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde. Vor den Examen musste er zweimal in den Krieg ziehen, 1866 gegen Österreich, 1870/71 gegen Frankreich, wo er am 1.9.1870 durch einen Schuß in die linke Brust schwer verwundet wurde, aber nach der Heilung wieder an die Front zurückkehrte.

Das Assessorexamen bestand er 1871 mit Auszeichnung.

In den nächsten Jahren war er bei den Bezirksforstverwaltungen in Bromberg und Danzig beschäftigt.

1876 übernahm er die OF Plietnitz (RB Marienwerder).

1883/1884 war er als Leiter der forstlichen Abteilung der preußischen Hauptstation für das forstliche Versuchswesen und als Dozent in Eberswalde tätig. Das war auf eigenen Wunsch nur ein kurzer Aufenthalt bei der Wissenschaft.

Abb. 14.12: „Auch ich saß als einer der ersten Schüler zu den Füßen des Meisters“. Eintragung von Forstmeister Hellwig aus Oppeln in das Gästebuch des Hauses Danckelmann in der Alten Forstakademie Eberswalde vom 24. April 1888

 

Schon 1884 wurde er als Forstmeister zur Bezirksforstverwaltung Oppeln versetzt. Mit der forstlichen Ausbildung blieb er aber weiterhin verbunden von 1888 bis 1892 als Mitglied der Prüfungskommission für die Forstreferendarprüfungen und von 1894 bis 1913 der Forst-Ober-Examinationskommission (Prüfungskommission für die Forstassessorprüfungen). Dadurch lernte er 25 Jahre hindurch alle preußischen Oberförster-Kandidaten kennen (bei einem solchen Prüfungsaufenthalt in Berlin ereilte ihn der Tod).

1892 wurde er als Oberforstmeister nach Gumbinnen versetzt, 1898 in gleicher Eigenschaft nach Erfurt.

Am 1. Januar 1904 kehrte er nach Breslau an die Spitze der Bezirksforstverwaltung zurück. Hier konnte er sein sehr wechselvolles Berufsleben beschließen.

Er gehörte u.a. dem Eisenbahnrat (hier ging es um Tarife für den Holztransport) und dem Forstwirtschaftsrat an.

Seit 1885 Mitglied des Schlesischen Forstvereins, übernahm er 1904 das Amt des Präsidenten. Er nahm es bis zu seinem Tode 1913 wahr (s. Kap. 8).

Seine Leistungen wurden durch zahlreiche Orden gewürdigt, u.a. dem Roten Adlerorden III. Klasse mit der Schleife, dem Kronenorden II. Klasse, dem Komturkreuz II. Klasse des königlich sächsischen Albrechtsordens, den Kommandeurinsignien II. Klasse des herzoglich anhaltinischen Hausorden Albrechts des Bären.

Hellwig war als passionierter und weidgerechter Jäger bekannt.

Seine Ehe mit Martha Junicke währte 40 Jahre bis zu seinem Tod im Alter von 67 Jahren. Der ältere von seinen beiden Söhnen starb vor dem Vater.

Quellen:

JSFV 1913 (Nachruf von Cusig),

ZFJW 1913, S. 755-757 (Nachruf von Cusig),

JSFV 1931, S. 26-27.

Eugen  H e r r m a n n

*30. Oktober 1863 in Elbing/Ostpreußen † ?

 

Abb. 14.13: Eugen Herrmann (Neudammer Forstliches Lehrbuch 1942 (10. Auflage))

 

Eugen Herrmann war nach Julius von Pannewitz der bedeutendste schlesische Forstmann. Er beschränkte sich in seiner Tätigkeit nicht auf das Administrative, sondern er erhob seinen Geist darüber hinaus. Er schrieb Arbeiten zur Geschichte der schlesischen Wälder und der Forstwirtschaft. Er ist der produktivste forstliche Autor Schlesiens und regte andere Forstleute zu ähnlichen Arbeiten an. Er blieb aber der einzige unter den Präsidenten des Schlesischen Forstvereins, der nicht den Rang eines Oberforstmeisters erhielt.

Seine forstliche Ausbildung begann in der OF Osche (RB ?). Von 1885 bis 1887 studierte er an der Forstakademie Hann Münden. Anschließend besuchte er noch zwei Semester die Universität Gießen. 1888 legte er das Refendarexamen ab, 1890 die Staatsprüfung.

Nach fünfjähriger Tätigkeit als Forsteinrichter in Ostpreußen nahm er 1895 die Stelle eines Assistenten beim Botanikprofessor Frank Schwarz an der Forstakademie Eberswalde an. Seine „Tabellen zum Bestimmen der wichtigsten Holzgewächse des deutschen Waldes und von einigen ausländischen angebauten Gehölzen nach Blättern und Knospen, Holz und Sämereien“ (1904, 2. Aufl. 1924) gehen auf diese Zeit zurück.

Später verfasste er auch Zapfen-Bestimmungs-Tabellen (veröffentlicht in den „Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft“).

Hier in Eberswalde wirkte er auch als Dozent für forstliches Kartenzeichnen. Aus dieser Tätigkeit entstand die Schrift „Die Preußischen Forstkarten“ (1898 im Verlag Neumann-Neudamm).

1901 übernahm er die OF Wirthy (RB Danzig).

Fünf Jahre später (1906) wurde er als Regierungs- und Forstrat nach Danzig versetzt (Inspektionsbeamter im Bezirk Danzig-Stargard). 1916 erhielt er den Titel Geheimer Regierungsrat. Während des I. Weltkrieges (Herbst 1917 bis Frühjahr 1918) wurde er nochmals vorübergehend nach Danzig versetzt.

1917 gelangte er nach Breslau (Inspektionsbezirk Breslau-Glatz). Das erwies sich als ein großer Gewinn für die schlesische Forstwirtschaft.

Herrmann wurde über seine eigentlichen Aufgaben hinaus in vielfältiger Weise tätig.

1920 wurde er zum Mitglied des Reichsausschusses für Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung berufen, 1922 zum Mitglied der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft.

1922 zum Oberregierungs- und Forstrat ernannt, hielt er ab 1923 Vorlesungen über Forstwissenschaft an der Universität Breslau (Lehrauftrag).

Als Mitglied des Forstausschusses der Landwirtschaftskammer widmete er sich den Problemen des Privat- und Kommunalwaldes.

Ferner gehörte er der Prüfungskommission für den Staatsforstdienst an.

1919 trat er dem Schlesischen Forstverein bei.

Eine außerordentlich segensreiche Tätigkeit entfaltete er ab 1921 als Präsident des Schlesischen Forstvereins. Er übte dieses Amt bis in sein 73. Lebensjahr (1936) aus. Er sorgte für die Erörterung grundsätzlicher Fragen im Forstverein (vgl. Kap. 8).

Von 1899 an gehörte er zu den ersten Autoren des „Neudammer Förster-Lehrbuches,“ zu dem er breitgefächert die Kapitel über Botanik, Standortslehre, Forstschutz, Schutz des Wälder gegen atmosphärische und außerordentliche Naturereignisse, Schutz der Waldungen gegen Gewächse, Schutz es Waldes gegen störende Eingriffe des Menschen und Forsteinrichtung beisteuerte. Für dieses Standardwerk, an dessen Entstehung und Konzeption er sich zusammen mit Adam Schwappach beteiligte, blieb er bis zur 10. Auflage (1942) tätig.

Besondere Verdienste erwarb er sich über Schlesien hinaus durch die Herausgabe des „Handbuchs der Preußischen Staatsforstverwaltung einschließlich der für die Verwaltung der Gemeindeforsten geltenden Bestimmungen“ (1929/1930, s. Abb. 14.17), auch als fünfte Auflage des „Handbuches für den Preußischen Förster“ von Radtke bezeichnet. Wer etwas über die Forstverwaltung dieser Zeit, über die Dienstanweisungen für die Beamten, die persönlichen, Dienst- und Einkommensverhältnisse, die Ausbildung, die Forstbehörden und das Forstrecht wissen möchte, erhält durch dieses Buch Aufklärung. Die beiden Bände umfassen annähernd 2 000 Seiten (Verlag J. Neumann-Neudamm). Ihre Erarbeitung setzte ein ungewöhnliches Maß an Kenntnissen und Erfahrungen in der Forstverwaltung voraus.

Abb. 14.14: Handbuch der Preuß. Staatsforstverwaltung 1929

Zu seinen bedeutenden forsthistorischen Arbeiten gehört die Studie über die „Schlesischen Forsten unter der Kriegs- und Domänenkammer von 1742 bis 1809“ (1933 in ZFJW, s. Kap. 6.1).

Das JSFV 1929 enthält eine vorzügliche kurze Beschreibung der schlesischen Gebirgsforsten (geologische Verhältnisse und Böden, Klima, Bewaldung, Geschichte).

Im Tharandter Forstlichen Jahrbuch erschien 1933 eine abschließende Abhandlung über Vorkommen, Ansprüche und Leistungen der Sudetenlärche.

Von den 1920er Jahren an stand er der schlesischen Provinzialkommission für Naturdenkmalpflege vor (vgl. Kap. 10.7).

Von 1898 an verfasste er zahlreiche Beiträge für die „Deutsche Forstzeitung“, wofür ihm die Schriftleitung und die Leitung des Neumann-Verlages in Neudamm ehrende Worte widmete. Der Verkehr zwischen Autor und Verlag hatte „die Form einer freundschaftlichen Zusammenarbeit angenommen“.

1933 verlieh ihm die Forstliche Hochschule Eberswalde „in Anerkennung seiner unermüdlichen Mitarbeit an den vielfältigen Aufgaben der Forstwissenschaft in Forschung und Lehre“ anläßlich seines 70. Geburtstages die Würde eines Ehrendoktors.

Zuvor schon (vor 1929) ernannte ihn die Finnische Forstwissenschaftliche Gesellschaft zum Korrespondierenden Mitglied.

Für seine Leistungen wurde Eugen Herrmann mit dem Roten Adlerorden ausgezeichnet. Da möchte man ein „nur“ hinzufügen, denn diesen Orden erhielten viele brave Oberförster, die an die vielfältigen Leistungen Herrmanns bei weitem nicht heranreichten. Adam Schwappach (1928, S. 540) nannte ihn einen Helden der Arbeit.

1931 wurde ihm zu Ehren im Gleiwitzer Stadtwald eine „Herrmann-Eiche“ gepflanzt (s. JSFV 1931, S. 174).

Anlässlich seines 75. Geburtstages (1938) widmete ihm der Schlesische Forstverein in seinem Jahrbuch eine Ehrentafel.

 

Abb. 14.15: Der Präsident des Deutschen Forstvereins Dr. Dr. h. c. Lorenz Wappes (links) und der Präsident des Schlesischen Forstvereins Eugen Herrmann während der Exkursion des Schlesischen und Sächsischen Forstvereins 1930 in der Görlitzer Heide (JSFV 1930)

Herrmann war seit 1894 mit Margareta geb. Moldehnke verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. Lisbet, die älteste, verehelichte Klemm, promovierte in Chemie. Hildegard, die zweite, verehelichte Brouwer, promovierte in Botanik. Eleonore Maria studierte Musik.

Die letzte Information in der Literatur über Eugen Herrmann ist 1938 zu finden (75. Geburtstag). Es ist dem Autor nicht gelungen, den weiteren Verlauf seines Lebens zu ergründen. Ist er vor dem Ende des II. Weltkrieges verstorben ? Musste er die Zerstörung des alten Breslau im Frühjahr 1945 erleben ? Ist er gar in dieser „Festung“ umgekommen ? Es ist nicht ausgeschlossen, dass eines Tages Nachfahren darüber Aufklärung geben können.

Quellen:

Dengler, A. 1933: Geheimrat Herrmann-Breslau 70 Jahre alt und Ehrendoktor. In: ZFJW, S. 607-608,

Schwappach, A. & Grundmann, B. 1928: Eugen Adolf Herrmann zu seinem 40-jährigen Dienstjubiläum. In: Deutsche Forstzeitung, Nr. 20, S. 539-541, S. 1933: Zum 70. Geburtstag von Geheimrat Herrmann in Breslau, In: Deutsche Forst-Zeitung, Nr. 43, S. 921-922.

J.  H o c h h ä u s l e r

*1814 in Nimptsch † ?

Es ist außergewöhnlich, dass der bedeutende Wissenschaftler Ratzeburg einem schlesischen Förster eine längere Abhandlung in seinem forstwissenschaftlichen Schriftsteller-Lexikon widmet. Hochhäusler erhielt seine Schulbildung in einer Dorfschule in Reichenau (Kreis Landeshut). Ratzeburg erörtert, was der Junge hier wohl um 1820 gelernt haben kann. „Es kann unmöglich viel gewesen sein, aber doch genug, um ein entschiedenes Talent zum Durchbruch zu bringen, genug, um bei gehörigem Fleiße den späteren Umgang mit Gebildeten vorteilhaft zu benutzen, sich eine schöne Handschrift, ja eine Zeichenkunst sich anzueignen, stilistisch sich kurz und verständlich auszudrücken, selbst Namen aus fremden Sprachen anzubringen u. dergl. mehr.

Die Gelegenheit zur weiteren Ausbildung fand sich zunächst bei dem abzuleistenden Militärdienste, dann durch die Stationierung in einer Königlichen Oberförsterei von 1838. Wahrscheinlich hat sich Hochhäusler hier schon so ausgezeichnet, dass Privat-Forstbesitzer, die einen Oberförster nicht unterhalten wollten, ihn gewannen. Er war demnach vom Jahre 1841-45 beim Staatsminister Rother auf Rogau bei Parchwitz und dann nach dessen Tode 16 Jahre auf den Gütern des Hauptmanns von Unverricht in Eisdorf bei Striegau, wo er sich schon entomologisch orientierte. ..

Vom Jahre 1861 an befindet er sich nun als Förster wieder im Königlichen Dienste in der OF Reichenau bei Landeshut (SB Wittgendorf).

Der Landeshuter Gebirgskessel ist berühmt wegen seiner Naturschönheiten, und auch forstlich ist das ganze Gebirg, welches Hochhäusler zu begehen hat, äußerst merkwürdig, besonders durch die Verbreitung der drei Nadelhölzer, … von denen die Lärche – meist in Untermischung mit Kiefern und Fichten – gerade hier so wohl fühlt wie in wenigen anderen deutschen Gebirgen.“

Hier leistete Hochhäusler entomologische Forschungsarbeit, die Ratzeburg sehr schätzte und zum Teil in seine eigenen Bücher aufnahm.

Quelle:

Ratzeburg, J. 1872, S. 245-247.

Otto  H ü h n e r

*3. Januar 1851 in Strehlen (RB Breslau) † 19. Juli 1921 in Dürr-Jentsch bei Breslau

Hühner begann seine forstliche Laufbahn nach dem Abitur in der OF Rogelwitz.

Wenige Monate danach zog er als Einjährig-Freiwilliger mit dem 1. Schlesischen Husarenregiment Nr. 4 in den Krieg gegen Frankreich.

1873 wurde er in das Reitende Feldjägercorps aufgenommen und 1874 zum Studium an die Forstakademie Hann Münden kommandiert. 1877 bestand er das Tentamen und 1880 die forstliche Staatsprüfung. Bis 1883 stand er als Feldjäger im Dienst des Auswärtigen Amtes.

1883 wurde ihm die OF Helmerkamp (RB Lüneburg) verliehen. Von dort wechselte er 1889 zur OF Balster (RB Köslin), 1897 zur OF Börnichen (RB Frankfurt/Oder) und schließlich 1902 zurück nach Schlesien zur OF Kottwitz (RB Breslau), die er bis kurz vor seinem Tod 1921 verwaltete.

Seine äußere Erscheinung wird als Defreggerfigur beschrieben. Dem entsprach auch sein Wesen: Strammes militärisches Auftreten („dessen reeller Wert bei den neuzeitlichen extremen Bestrebungen ja leider vielfach verkannt wird, namentlich auch für die Erziehung des forstlichen Nachwuchses“), strenger, jedoch immer gerechter und wohlwollender Lehrprinz, jagdlich passioniert, offen und rückhaltlos in seiner Meinungsäußerung. „Mit den durch die Revolution (1918) geschaffenen Verhältnissen vermochte er sich ganz und gar nicht zu befreunden“ (Zitate aus Cusigs Nachruf). Diese Geisteshaltung war weit verbreitet. Sie entsprach der preußischen forstlichen und militärischen Ausbildung.

1894 wurde er zum Forstmeister befördert. Später wurde ihm der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen. Seine Dienstzeit währte mehr als 50 Jahre. Über seine forstlichen Leistungen wurde im Nachruf nichts gesagt.

Er war seit 1882 mit Alma geb. Menzel verheiratet. Aus der Ehe gingen vier Söhne und zwei Töchter hervor. Sein dritter Sohn fiel zu Beginn des I. Weltkrieges als Leutnant des Reitenden Feldjägercorps.

Quelle:

ZFJW 1922, S. 721-722 (Nachruf von Cusig).

 

Wilhelm  K a r s u n k y

*1807 in Taschenberg bei Bernstadt † 10. März 1869 in Guttentag

Als Sohn eines herzoglich Braunschweig-Oelser Försters folgte er im Beruf seinem Vater. Nach einer Forstlehre und dem Militärdienst beim Schützenbataillon in Breslau erhielt er 1830 eine Anstellung als Revierjäger in der herzoglichen OF Bernstadt, bald darauf als Bürogehilfe. 1843 wurde er zum Revierförster in Fürstenwalde bei Bernstadt befördert.

1865 stieg er zum Oberförster in Guttentag auf. In dieser Position ist er im Alter von 62 Jahren verstorben.

„Was ihm an wissenschaftlicher Bildung abging, musste er durch eigenes Nachdenken, scharfe Beobachtungsgabe und unermüdlichen Fleiß ersetzen,“ heißt es im Nachruf. Ihm eine angemessene forstakademische Ausbildung angedeihen zu lassen, war in der Privatforstverwaltung meist nicht vorgesehen.

Seit 1851 gehörte er dem Schlesischen Forstverein an.

Quelle:

JSFV 1869, S. 445.

Ernst  K l o e r

*12. Februar 1843 in Deutsch Krone † 14. Oktober 1917 in Eisenach

Die forstliche Vorbereitungszeit verbrachte er auf der OF Schönthal (RB Marienwerder).

Nach dem Militärdienst beim Pommerschen Ulanenregiment Nr. 4 wurde er 1864 in das Reitende Feldjägercorps aufgenommen, dem er bis 1875 angehört hat.

1865 kam er zum Studium an die Höhere Forstlehranstalt Neustadt-Eberswalde (s. Abb. 7.10.1). Durch den Krieg gegen Österreich wurde das Studium 1866 unterbrochen. Nach dem Tentamen lernte er verschiedene OF kennen.

1870 musste er wieder in den Krieg gegen Frankreich ziehen. In der Schlacht bei Sedan erlitt er eine schwere Verwundung. Er blieb fortan ein kränklicher Mann, der sich häufig zur Kur begeben musste.

Erst 1874 konnte er die Staatsprüfung ablegen. 1875 wurde ihm die OF Hoyerswerda (RB Liegnitz) verliehen. Zehn Jahre später (1885) wechselte er zur OF Peisterwitz (RB Breslau). 1899 wurde die OF Ohlau gebildet (vorher Teil der OF Peisterwitz).

1891 war er zum Forstmeister befördert worden. Er erhielt den Roten Adlerorden IV. Klasse und den Kronenorden III. Klasse.

Dem Schlesischen Forstverein gehörte er seit 1885 an.

Ein Herzleiden zwang ihn 1912 nach 48-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand zu gehen, den er in Eisenach verlebte. Dort ist er fünf Jahre später im Alter von 74 Jahren verstorben.

Quelle:

ZFJW 1918, S. 561-563 (Nachruf Cusig).

Karl August Graf von  K o s p o t h

*22. Oktober 1836 † 21. März 1928 in Briese bei Oels

Graf Kospoth, Wirklicher Geheimer Rat und Excellenz, lebte als Gutsherr auf Briese bei Oels und gehörte dem Schlesischen Forstverein seit 1864 64 Jahre lang an und war damit überhaupt das Mitglied mit der längsten Vereinszugehörigkeit. 1922 wurde er zum Ehrenmitglied gewählt. Noch im Alter von 92 Jahren besuchte er die Versammlung des Vereins in der Jahrhunderthalle in Breslau. Der Verein widmete ihm einen Nachruf.

Die Herrschaft Briese umfasste fünf Güter mit einer Gesamtfläche von 3 445 ha (SGAB 1937, S. 200).

Quellen:

JSFV 1928, Vorsatz.

Max  K r u e g e r

*10. März 1851 in Oberhof bei Stettin † 7. April 1916 in Zobten

Nach erstem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Breslau trat er 1870 als Einjährig-Freiwilliger in das Garde-Grenadierregiment in Breslau ein. Nach dem Feldzug gegen Frankreich bereitete er sich in der OF Mühlenbeck (RB Stettin) auf die forstliche Laufbahn vor. 1874 bis 1876 studierte er an der Forstakademie Hann Münden. 1879 legte er das Staatsexamen ab. Es folgten Forsteinrichtungsarbeiten in Sachsen-Anhalt.

1885 wurde ihm die OF Hoyerswerda verliehen. 1896 wechselte er auf die OF Zobten, in der er bis zu seinem Lebensende im Alter von 65 Jahren tätig war.

1887 war er dem Schlesischen Forstverein beigetreten.

Quelle:

Nachruf. In: ZFJW 1917, S. 557-558 (Cusig).

Wilhelm  L i e b r e c h t

*1848 (?) in Minden † 22. Februar 1911 in Oppeln

Liebrecht studierte von 1868 bis 1870 an der Forstakademie in Neustadt-Eberswalde (s. Abb. 7.4.1).

Danach trat er in das Jägerbataillon Nr. 8 ein, mit dem er am Krieg gegen Frankreich teilnahm.

Von 1879 bis 1887 verwaltete er die OF Proskau (RB Oppeln).

1887 wurde er zum RFR in Königsberg (Ostpreußen) ernannt. Von 1895 bis 1901 übte er dieselbe Tätigkeit in Frankfurt (Oder) aus.

Er gehörte der Forst-Ober-Examinationskommission an (s. Abb. 7.3).

1901 wurde er als Oberforstmeister in Aachen eingesetzt.

1906 kehrte er in dieser Eigenschaft nach Oppeln zurück. Schon im zweiten Jahr erkrankte er hier zunehmend, und schließlich ist er nach fünf Jahren in den Sielen verstorben.

Dem Schlesischen Forstverein gehörte er seit 1874 an.

Quelle:

ZFJW 1911 (Nachruf Fm. Cusig)

Ernst Wilhelm M a r o n

*2. August 1793 in Graudenz † 28. März 1882 in Mirow.

Die Biographie Marons zeigt ein unfaßbar bewegtes Leben eines Forstmannes, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ohne reguläre forstliche Ausbildung aus dem Militärdienst bis zum Oberforstmeister aufstieg, weil er, erfüllt von großer Wißbegierde, jede Möglichkeit der beruflichen Bildung genutzt hat. Dabei war er stets bestrebt, bedingungslos für seinen König und für die Sache Preußens einzutreten und jederzeit den grünen Rock des Forstmannes gegen den blauen des Soldaten zu wechseln.

Bemerkenswert ist – bedingt durch seinen Lebensweg – sein gutes Einvernehmen mit polnischen Gutsbesitzern und Forstleuten. Mit seinen Kenntnissen der deutschen, polnischen, russischen und französischen Sprache war er befähigt, als Vermittler zwischen den Völkern zu dienen. Er fand Gelegenheiten, alle diese Sprachen an den vielen Stationen seines Wirkens zu nutzen, besonders während der französischen Besetzung Preußens und als Forstmann in Gebieten mit hohen Anteilen polnischer Bevölkerung in West- und Ostpreußen wie in Oberschlesien.

Als Sohn eines preußischen Beamten in der Nähe von Bialystok geboren, dachte er erst daran, Theologe zu werden. Durch die Erziehung bei einem Onkel in Sobbowitz bei Danzig kam er mit dem Forstfach in Berührung. In den Befreiungskriegen ging er als Freiwilliger zur preußischen Armee. 1813 wurde er mit 20 Jahren Leutnant und Kompanieführer. Die Jahre von 1815 bis 1819 verbrachte er in der Garnison Marienburg. 1817 heiratete er die Tochter eines Forstinspektors ((Näheres zur Familiengeschichte s. bei H. Glowalla 2005).

1819 wurde er als Hauptmann nach Köln und Koblenz versetzt. In dieser Zeit (1821) legte er als Externer das Oberförsterexamen ab, nachdem er in Koblenz die Bekanntschaft mit Oberforstmeister von Münchhausen gemacht und dessen umfangreiche forstliche Bibliothek zum Selbststudium genutzt hatte.

1822 konnte er nach der entsprechenden Prüfung endlich als Forstreferendar in Danzig in den Forstdienst eintreten. Sein Vorgesetzter war der als Forstmathematiker bekannte Oberforstmeister Smalian.

1823/1824 wurde er zur Zentralforstverwaltung nach Berlin versetzt. Hier besuchte er nebenbei die Vorlesungen Wilhelm Pfeils an der Forstakademie. Auch versäumte er niemals am Freitagabend die „höchst instruktive“ Zusammenkunft junger Forstleute bei Pfeil. Er beteiligte er sich an einer Exkursion in den Harz, wo Pfeil in Wippra mit der Forstakademie (35 Mann) Quartier genommen hatte.

1824 übernahm er die OF Podanin (RB Bromberg). Nebenher taxierte er die Forsten eines polnischen Magnaten und anderer polnischer Waldbesitzer zum Zweck der landschaftlichen Kreditnahme.

1830 ging er als Forstmeister und Forstinspektor nach Königsberg.

1834 gelangte er schließlich als Forstrat nach Schlesien. In der Oppelner Bezirksforstverwaltung machte er die Bekanntschaft von Julius von Pannewitz.

Ein Jahr später schon (1835) trat er seinen Dienst als Oberforstmeister in Posen an, wo er sich große Verdienste erwarb. Er veranlasste, dass die Verjüngung in Dunkel- und Lichtschlägen aufgegeben wurde, weil sie meist mißlungen waren. Stattdessen ließ er Schmalkahlschläge anlegen und künstlich mit nacktwurzeligen Kiefernsämlingen verjüngen, wie er es bei Wilhelm Pfeil gelernt hatte. Begünstigend wirkte sich aus, dass sämtliche Posener Forsten schon ab 1823 von Servituten befreit waren.

1837 hatte er Neustadt-Eberswalde besucht und dort die Pflanzenerziehung studiert und auch die neue Samendarre kennen gelernt. Sogleich ließ er in jeder Oberförsterei Pflanzgärten anlegen. In Zirke an der Warthe ließ er die von Eytelwein konstruierte moderne Darre nachbauen, die „glänzende Resultate an Überschüssen und gute Samen lieferte“.

Weitere Verdienste erwarb er sich um die Verbesserung der Wohnverhältnisse der Forstbeamten. „In dieser Beziehung ging für die Forstbeamten eine neue Ära auf,“ nachdem er mit dem Oberbaurat Eytelwein (s. A. Milnik 2006, S. 143) die unzulänglichen Unterkünfte der Posener Forstleute bereist hatte.

1838 übernahm er die Direktion der Forsten des Fürsten Sulkowski in Lissa (im Nebenamt).

1839 wurde Maron in die Forst-Ober-Examinationskommission berufen, die ihn jährlich drei Wochen in Berlin band.

In diesem Jahr nahm er an der IX. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte in Potsdam teil, wo er zum Schriftführer ernannt wurde. Dort machte er Bekanntschaft mit „den damaligen Koryphäen der Forstwissenschaft“ wie Gottlob König und Heinrich Cotta.

1840 unternahm er eine ausgedehnte Reise in das Königreich Polen. Er besuchte Warschau und die Wälder an Weichsel und Warthe, über die er in einer Schrift berichtete (siehe unten).

1842 zum Oberforstmeister befördert, übernahm er 1845 die Geschäfte im RB O p p e l n. Als Schwerpunkte seiner Tätigkeit beschreibt er den Organisationsplan für die Stoberauer Flößverwaltung und die XV. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte in Breslau.

Als 1846 die Bauernaufstände in Posen und Galizien ausbrachen, wurde er wieder nach Posen beordert. Hier ließ er sich auf seinen Dienstfahrten zur eigenen Sicherheit von zwei bewaffneten Förstern begleiten. Nach neun Wochen war die Lage beruhigt, und er konnte nach Oppeln zurückkehren.

Nach dem Ausbruch der „Katastrophe von 1848“ zog er wieder den blauen Rock des Offiziers an. Schon 1844 war er zum Major befördert worden.1850 bezog er mit seinem Bataillon die Festung Cosel. Die forstlichen Geschäfte führte er in dieser Zeit weiter.

1859 schied er als Oberstleutnant aus dem Militärdienstverhältnis aus.

Mit dem 50-jährigen Dienstjubiläum trat Maron 1863 im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand.

„Um mit dem Eintritt des Ruhestandes nicht jede Verbindung mit dem mir so lieb gewordenen Walde abzubrechen, behielt ich die schon im Jahre 1859 übernommenen Betriebs-Direktionsgeschäfte der 120 000 Morgen (30 000 ha) großen Minervaforsten in Oberschlesien und trat als Taxator bei der Fürstentumslandschaft in Ratibor ein.“

1866 zog er sich nach 19-jähriger Dienstzeit in Oppeln nach Berlin zurück, hoch dekoriert mit dem Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub, eine Auszeichnung, die nur wenigen Forstleuten wie Julius von Pannewitz und Wilhelm Pfeil zuteil wurde.

1871 zog er nach Mirow in Mecklenburg-Strelitz in die Nähe seines Sohnes Louis, der von 1860 bis 1885 die OF Zechlin verwaltete. Im Unterschied zum Vater war der Sohn darauf bedacht, sich allen Veränderungen und Beförderungen zu entziehen und ein beständiges Leben als Oberförster zu führen (s. H. Glowalla 2005 u. 2006, S. 170-174). Hier in Mirow ist E. W. Maron im hohen Alter von fast 89 Jahren verstorben.

Maron hat eine Reihe forstlicher Schriften verfasst. Zunächst ergänzte er eine Schrift für Landwirte um einen forstlichen Teil („Franz Nowak“ 1838).

Die „Reisebilder aus dem Königreich Polen“ (1841) kamen auf Wunsch des Posener Oberpräsidenten nicht in den Buchhandel, weil er „sein tiefes Mitleid und Bedauern darüber nicht hatte verschweigen können, dass das russische Gouvernement als Belohnung für seine verdienten Generale kein anderes Objekt als Krondomänen mit den dazu gelegten Forsten hatte auffinden können, die nun ohne allen Nachhalt als melkende Kuh behandelt wurden.“ Man fürchtete wohl diplomatische Verwicklungen durch die Kritik am Raubbau der neuen russischen Besitzer. Maron verteilte diese Schrift daraufhin nur unter Freunden.

1841 gab er die „Anleitung für Privatwald-Eigentümer zur eigenen Ermittelung des nachhaltigen Material-Ertrages einer Forst sowie zur eignen Bewirtschaftung derselben nach einfachen praktischen Regeln“ heraus. Er bediente sich dabei einer Sprache, „deren sich der Schriftsteller zu bedienen hat, will er dem Nichttechniker (Laien) verständlich werden.“ 1845 war eine zweite Auflage erforderlich. „Nachdem auch die polnischen, der deutschen Sprache mächtigen Gutsbesitzer der Provinz Posen dies Buch gesehen und ihren noch nicht germanisierten Mitständen empfohlen hatten, entschloss ich mich auf Wunsch der Letzteren zur Veranlassung einer polnischen Übersetzung.“ Dabei war ihm nicht bekannt, dass in Warschau bereits eine Übersetzung erschienen war.

1842 erschien Marons Schrift „Der gute Forstlehrling und der tüchtige Förster, enthaltend eine deutliche Darstellung von den Licht- und Schattenseiten des Förster- und Jägerlebens etc.“ (Auflage: 2 500 Exemplare). Als Oberförster hatte Maron etliche Forstlehrlinge ausgebildet. Aus dieser Aufgabe gestaltete er eine schriftliche Anleitung für die Ausbildung.

1848 verfasste er „Die Privatforstwirtschaft im kurzen Umtriebe mit hohem Geldertrage.“ Dieses Buch verwendete er als Leitfaden für den Unterricht in Proskau. Damit propagierte er die Bodenreinertragslehre für den Privatwald, „während der lange Umtrieb mit Erziehung wertvoller Bauhölzer der Sorge der Verwaltung der Staatsforsten vorbehalten bleiben müsste.“ Der Absatz des Buches wurde 1848 zunächst durch „den ersten Anlauf zum Umsturz der Ordnung der Gesellschaft“ beeinträchtigt.

 

Abb. 14.16: Titel Anleitung für Privatwald-Eigentümer, 1841

Abb. 14.17: Titel Der gute Forst-Lehrling, 1842

 

Als weiteres Werk erschien 1862 die „Forststatistik der sämtlichen Wälder Deutschlands“). Dieser Beginn forststatistischer Übersichten litt noch sehr unter den Schwierigkeiten, Daten aus den vielen deutschen Ländern zu erhalten. Außer der Angabe der Gesamtfläche eines RB sind keine Angaben zu den Baumartenanteilen und zur Struktur der Forsten enthalten. Die Lärche in Schlesien wurde gar nicht erwähnt. Sieben Jahre später mit dem Erscheinen der „Forstlichen Verhältnisse Preußens“ von Otto von Hagen wurde Marons Schrift überholt.

Ein letztes Werk widmete Maron der „Versicherung der Privat- und Communalwälder der Provinz Schlesien gegen Feuersgefahr“ (1865), weil er als Betreuer und Gutachter die „Schutzlosigkeit der Privatwälder in ihrem ganzen Umfang“ erkannt hatte. Zuschriften zu dieser Schrift führten zu der Idee, eine Versammlung zu diesem Thema nach Breslau einzuberufen. Der Schlesische Forstverein hat sich dieser Frage weiterhin angenommen.

Dem Schlesischen Forstverein hat Maron nicht angehört.

Quellen:

Ratzeburg, J. 1872: Forstwiss. Schriftsteller-Lexikon, S. 329-343,

Heß, R. 1885: Lebensbilder, S. 224-226,

Glowalla, H. 2005: Zur Geschichte der Oberförsterei Zechlin, S. 81.

Ludwig  M e y e r

*1774 in Westfalen † 1820 in Ratiborhammer

1797 kam Meyer aus Westfalen als Forstinspektor auf die Herrschaft Kosel, die damals dem westfälischen Grafen von Plettenberg gehörte. Seinen Wohnsitz nahm Meyer in Klodnitz (s. Kap. 9.1).

Als der preußische Staat den Besitz übernahm, wurde Meyer als Forstmeister und Hütteninspektor die Verwaltung der Forsten und der dort gelegenen Hüttenwerke übertragen.

Als 1814-1816 die Raupen (Phal. Geom. Piniaria) im Forst Rauden „100 000 Klaftern Holz abgefressen hatten, ließ er einen Flußkanal von 1 ½ Meilen schnell anlegen, wodurch diese große Holzmasse möglichst vorteilhaft versilbert ward“.

Sein weiter Ruf als Fachmann führte dazu, dass er zum „landschaftlichen Taxator“ ernannt wurde und „zu vielen anderen bedeutenden Taxationen und sonstigen forstlichen Geschäften in Oberschlesien und sogar in dem österreichischen Anteile“ herangezogen wurde.

Quelle:

VSFV 1850, S. 199-200 .

 

 

Wilhelm M ö h r i n g

*27. Oktober 1848 in Woltersdorf bei Königs Wusterhausen † 24. Januar 1918 in Poppelau Kreis Oppeln

Als Sohn eines königlichen Oberamtmannes erhielt Möhring eine gediegene Schulbildung in Berlin. Die forstliche Lehrzeit verbrachte er in der OF Hartigswalde (RB Königsberg).

Von 1872 bis 1874 studierte er an der Forstakademie Eberswalde.

Nach der Feldmesserprüfung lernte er die OF Jellowa (RB Oppeln), Zöckeritz (RB Merseburg) und Chausseehaus (RB Wiesbaden) kennen. 1877 legte er das Staatsexamen ab. Danach führte er taxatorische Arbeiten in der OF Hartigswalde aus. Ab 1878 wurde er als interimistischer Revierförster in den OF Ershausen (RB Erfurt) und Massin (RB Frankfurt/Oder) eingesetzt.

1883 wurde ihm die OF Hagenort (RB Danzig) verliehen. Auf seinen Antrag wurde er 1893 zur OF Poppelau versetzt, die er 25 Jahre lang bis zu seinem Tod verwaltete.

„Seine Tätigkeit erstreckte sich nicht nur auf die Verwaltung des ihm anvertrauten schönen Reviers, sondern war auch durch zahreiche Nebenämter als Deichhauptmann, Amtsvorsteher, Gutsvorsteher, Gemeindekirchenrat und Schulverbandsvorsteher in Anspruch genommen. … als Vertreter des Klein-Grundbesitzes in den Kreistag des Kreises Oppeln gewählt. Für seine Tätigkeit als Deichhauptmann bei dem großen Hochwasser der Oder im Jahre 1904 wurde ihm der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen.

Möhring war auch ein eifriger Jäger und erfolgreicher Schütze. Der Wildstand seines Reviers gehörte mit zu den besten in Oberschlesien, und die Jagden in seinem schönen Oderwalde, an denen der verstorbene Landforstmeister Waechter so gern teilnahm, werden allen Jagdgenossen unvergeßlich bleiben“ (zit. nach Cusig).

1899 wurde er Mitglied des Schlesischen Forstvereins.

Möhring war verheiratet mit der Gutsbesitzerstochter Helene geb. Orland. Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor.

Quelle:

ZFJW 1919, S. 63-64 (Nachruf von Cusig).

 

 

Prinzessin Marianne der Niederlande

*9. Mai 1810 † 29. Mai 1883

Die Prinzessin der Niederlande gelangte durch Heirat ins preußische Königshaus und zu ihren Besitzungen in Schlesien. Sie wurde 1830 mit Prinz Albrecht von Preußen (1809-1872) vermählt, einem Sohn von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise. Sie wurde dadurch zur Schwägerin des Prinzen Friedrich der Niederlande (s. folgende Biographie).

Prinz Albrecht und Prinzessin Marianne ließen sich nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel das Schloß Kamenz im Stil der englischen Gotik errichten (Bauzeit 50 Jahre ab 1838; 1946 ausgebrannt). Der Park war wegen seiner Rhododendren bekannt.

1839 schenkte ihr der Schwiegervater König Friedrich Wilhelm III. Schloß Schildau bei Lomnitz am Bober. Das war neben den Schlössern Fischbach und Erdmannsdorf der dritte Sommersitz der Hohenzollern im Hirschberger Tal.

1849 wurde die Ehe mit Prinz Albrecht jedoch geschieden. Prinzessin Marianne blieb aber in Schlesien ansässig.

Sie galt als moderne Frau mit sozialem Empfinden (u. a. Bau von Schulen).

1853 trat sie als erste und lange Zeit einzige Frau dem Schlesischen Forstverein bei, was damals sicher nur aufgrund ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung angenommen wurde. Ob sie je an einer Versammlung teilgenommen hat, wäre noch zu prüfen.

Quellen:

Brandenburgs Kurfürsten – Preußens Könige. Edit. Rieger, Berlin/ Karwe 2001; JSFV (verschiedene Jahrgänge).

Prinz Friedrich der Niederlande

*28. Februar 1797 in Berlin † 8. September 1881 in Wassenaar (Niederlande)

 

 	Abb. 14.18: Prinz Friedrich der Niederlande (Stets 1995)

 

Friedrich der Niederlande, ein Enkel des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., heiratete 1825 Prinzessin Luise von Preußen (1808-1870), die jüngste Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise.

Prinz Friedrich war Mitglied des niederländischen Staatsrates und Feldmarschall der Niederlande. Seine militärische Ausbildung erhielt er gemeinsam mit seinem preußischen Vetter Prinz Wilhelm, dem späteren ersten deutschen Kaiser, bei den preußischen Generalen Karl von Clausewitz und Gerhard Johann David von Scharnhorst. Als preußischer Offizier nahm er 1813/1814 an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil.

Nach dem Tod seines Vaters erbte er u.a. Güter in der Provinz Schlesien. 1846 kaufte er die Standesherrschaft Muskau (s. Kap. 9.2.2). Das Muskauer Schloß bewohnte er vornehmlich zur herbstlichen Jagdzeit. Der Muskauer Tiergarten wurde zu seiner Zeit auf 3 000 ha erweitert (s. Kap. 13.5).

Er förderte die Pflege und die weitere Gestaltung des von Fürst Pückler geschaffenen Parkes. Ferner ließ er das darin befindliche Schloß und das Jagdschloß in der Muskauer Heide umgestalten. Sein Reichtum gestattete es, mit den Muskauer Forsten pfleglicher umzugehen als Fürst Pückler (s. JSFV 1871).

1863 trat er dem Schlesischen Forstverein bei.

Quelle:

Stets, R. 1995: Lebensbilder – Persönlichkeiten des Oberlausitzer Lebens. Görlitz.

Julius von  P a n n e w i t z

*21.August 1788 in Nieder-Buchwald bei Sagan † 19. August 1867 in Breslau

 

Abb. 14.19: Julius von Pannewitz (JSFV 1931)

 

Julius von Pannewitz gehörte zu den Vertretern jener Generation wie Wilhelm Pfeil, die noch im 18. Jahrhundert geboren, ohne akademisches Studium aus sich selbst heraus zu herausragenden Persönlichkeiten mit reichem Wissen und erstaunlichen Leistungen gediehen. Bei Julius von Pannewitz waren diese Eigenschaften zudem gepaart mit einem liebenswürdigen Charakter.

Adolf Tramnitz, der nach seinen eigenen Worten „das beispiellose Glück hatte, vom Beginn seiner amtlichen Wirksamkeit in Schlesien an die Zuneigung und das Vertrauen des Oberforstmeisters von Pannewitz zu gewinnen und den der alte Präsident mit unverkennbarer Vorliebe als Famulus an sich zog,“ sieht seinen Vorgänger etwas differenzierter. Er sprach von einem „herrschsüchtigen und eigenwilligen Charakter, von starrem Festhalten an Vorurteilen,“ erkennt aber doch dessen „in Wahrheit hervorragende und nachhaltige Leistungen“ an (J. Ratzeburg 1872, S. 490).

Julius von Pannewitz wurde als Sohn eines niederschlesischen Gutsbesitzers, des Majors a. D. Julius von Pannewitz und dessen Ehefrau Charlotte geb. von Stosch geboren. Die Schulbildung vermittelte ihm ein Hauslehrer.

Es bedurfte besonderer Schritte, um den jungen Pannewitz in eine forstliche Lehre zu bringen. Der Vater, Major von Pannewitz, richtete am 2. Januar 1802 ein Schreiben an den „Hochgeborenen Graf insonderders höchstzuverehrenden Herrn Geheimen Etats-Kriegs und in Schlesien dirigierenden Minister“ von Massow mit der Bitte, „dem Forstmeister Proske die gnädigste Erlaubnis zu erteilen, meinem Sohn zu sich in den Unterricht zu den Forstwissenschaften nehmen zu dürfen. … Zwar weiß ich wohl, dass ich ihm kein brillantes Ziel vorstecke, indem ich ihm dem Forstwesen widme, allein diese Erklärung würde noch mit meiner Vermögens-Verfassung am adaequatesten sein“ (JSFV 1932, S. 20-22).

Mit 14 Jahren wurde er 1802 zu Forstmeister Proske nach Schmiedeberg im Riesengebirge in die Lehre gegeben. Proske leitete die 1777 gebildete Gebirgs-Forstkommission. Hier fand Pannewitz „die günstigste Gelegenheit, sich gründlich und vielseitig mit allen Zweigen des praktischen Forstwesens mit Einschluss der Forst-Abschätzungs- und Einrichtungsarbeiten zu unterrichten“ (VSFV 1866, S. 10).

1807 wurde Pannewitz an die Kriegs- und Domänenkammer berufen und als Forst- und Jagdjunker vereidigt. Im Alter von 20 Jahren wurde er 1808 als Regierungs- und Forstreferendar bei der Kriegs- und Domänenkammer in Glogau und nach deren Übersiedlung nach Liegnitz dort tätig.

Es folgte nun ein langer Umweg durch andere Provinzen (als Regierungs- und Forstassessor in Königsberg in Ostpreußen, 1812 als Distrikts-Forstmeister in Preußisch Stargard in Pommern, 1814 als Regierungs- und Forstrat und 1816 als Forstmeister in Gumbinnen, 1817 als Oberforstmeister in Marienwerder), unterbrochen durch mehrfachen Militärdienst (1812 mit dem Yorkschen Armeeekorps nach Rußland, 1812 nebenamtlich als Kreis-Oberstleutnant Organisator des Landsturms in Preußisch Stargard, 1815 als Kürassier-Offizier nach Frankreich). Durch zwei ausgedehnte Reisen lernte er die forstlichen Verhältnisse in Frankreich gut kennen.

In der Zeit in Marienwerder entstand seine Schrift „Das Forstwesen von West-Preußen in statistischer, geschichtlicher und administrativer Hinsicht“, erschienen 1829 bei Rücker in Berlin. Sie offenbart bereits sein beständiges Bestreben, sich über die tägliche Verwaltungsarbeit zu erheben und sein Tätigkeitsfeld geistig breit zu durchdringen.

Nach 15-jähriger Tätigkeit als Oberforstmeister in Marienwerder erhielt er 1832 im Alter von 44 Jahren die Versetzung nach Oppeln und zehn Jahre später nach Breslau. 1857 feierte er hier sein 50-jähriges Dienstjubiläum, ausgezeichnet mit dem Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub. Zur Verabschiedung in den Ruhestand am 1. März 1861 im Alter von 73 Jahren erhielt er das Ritterkreuz vom Hohenzollerschen Hausorden. 1867 verstarb er im Alter von 79 Jahren.

Es verwundert, dass der Breslauer Oberforstmeister Julius von Pannewitz auf der 7. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte in Altenburg/Thüringen 1843 zum Redakteur eines literarischen Geschenkes für den greisen Heinrich Cotta gekürt wurde, obwohl er selbst nicht zu den Schülern Cottas gehörte (sicher aber zu den Nutzern der Schriften Cottas). Den Anstoß dazu hatte Pannewitz selbst gegeben. So entstand als „sichtbares, dauerndes Zeichen der innigen Liebe, Anhänglichkeit und Wertschätzung“ das Cotta-Album, zu dem Gottlob König und Karl Grebe Beiträge geschrieben hatten. Das Album wurde Cotta am 4. Oktober 1844 überreicht. Am 25 Oktober 1844 verstarb Heinrich Cotta.

Der Auftrag zur Herausgabe des Cotta-Albums zeugt von dem hohen Ansehen, das Julius von Pannewitz schon damals über die Grenzen Schlesiens hinaus genoss.

Pannewitz bemühte sich unablässig um die Verbesserung der forstlichen Verhältnisse in Schlesien, insbesondere um die Verbesserung der Forstkulturen (u. a. durch Vorträge vor dem Schlesischen Forstverein).

„Denn seit 15 Jahren hat die wesentliche Modifizierung des früheren schablonenmäßigen Kulturbetriebes nach Maßgabe der Boden- und Bestands-Anforderungen, insbesondere die in geeigneten Fällen begünstigte Vorverjüngung, die Beschränkung der überdichten und die Beseitigung der mit vermischten Samen ausgeführten Saaten, die Aufnahme der Vorkultur und der Zwischennutzung, die bevorzugte Einführung und Ausdehnung der Pflanzungen mit Sämlingen statt mit Heistern und älteren Loden, die Förderung der Doppelforstungen u. s. w. einen vielseitig vorteilhafteren Waldzustand erzeugt,“ fasste sein Nachfolger A. Tramnitz die Fortschritte in der Waldbewirtschaftung durch Julius von Pannewitz zusammen (J. Ratzeburg 1872, S. 491). 1845/1847 hatte Pannewitz eine „Kurze Anleitung zum künstlichen Holzanbau“ herausgegeben.

„Pannewitz hatte in seiner langjährigen Wirksamkeit es sich stets zur Aufgabe gestellt, die ihm befreundeten Männer der Wissenschaft mit den praktischen Forstmännern unter dem grünen Banner des schles. Forstvereins zusammenzuführen, und diesem Streben verdanken beide Kreise fördernde Anregungen und genussreiche Erinnerungen“ (J. Ratzeburg 1872, S. 113).

1857 gründete er den Sterbekassen-Verein der schlesischen Forstbeamten, um die Notlage von Witwen und Waisen zu mildern.

„Bei allen diesen Schöpfungen und damit in Verbindung stehenden Unternehmungen und Veranstaltungen war von Pannewitz stets die Seele des Ganzen, die vorherrschend allein treibende Kraft“ (A. Tramnitz in J. Ratzeburg 1872, S. 491).

Zu seinen bedeutenden Leistungen ist die Gründung des Schlesischen Forstvereins als des ersten deutschen Provinzial-Forstvereins im Jahr 1841 zu zählen (s. Kap. 8). „Durch die Gründung des Schlesischen Forstvereins allein schon hat sich Julius von Pannewitz ein Denkmal für ewige Zeiten errichtet“ (A. Tramnitz in J. Ratzeburg 1872, S. 490).

Die 1865 gegründete Pannewitz-Stiftung zur Förderung angehender Forstakademiker wurde bereits in Kap. 8 beschrieben.

Die schlesischen Forstleute pflanzten zu Ehren von Julius von Pannewitz zweimal Pannewitz-Eichen, einmal nach der Versammlung 1880 im Liegnitzer Stadtforst und zum zweiten 50 Jahre nach der Gründung des Vereins 1891 an historischem Ort in der OF Zobten.

Schon 1863 wurde im Sprottauer Stadtforst ein Pannewitz-Platz benannt (JSFV 1863, S. 348).

Das Grab des verdienstvollen Oberforstmeisters von Pannewitz in Breslau wurde bereits 1867 eingeebnet.

Ein Sohn wurde Oberförster in Panten.

Quellen:

JSFV 1931, S. 10-11,

VSFV 1857, S. 97: Amts-Jubelfeier,

VSFV 1865, S. 47: Pannewitz-Stiftung,

VSFV 1867, S. 237 ff.: Nachruf mit ausführlicher Biographie),

Ratzeburg, J. 1872, S. 390-393: Schriftsteller-Lexikon,

Heß, R. 1885, S. 262-263: Lebensbilder.

Eugen  Pawlowski

*31. Dezember 1857 in Erfurt † 25. September 1918 in Bad Landeck.

Als Sohn eines Erfurter Versicherungsdirektors besuchte Pawlowski das Humanistische Gymnasium in Arnstadt/Thüringen. Zur Forstlehre ging er in die bekannte preußische OF Schleusingen (RB Erfurt).

Nach der Militärzeit bei den Ulanen in Mühlhausen trat er Ende 1880 in das Reitende Feldjägercorps ein. Von 1881 bis 1882 studierte er an der Forstakademie in Eberswalde. 1887 legte er die Staatsprüfung ab. Nach einigen Monaten bei der Forsteinrichtung wurde er wieder bei den Feldjägern aktiv (Kurierdienst in Berlin und ein Jahr bei der deutschen Botschaft in St. Petersburg).

1891 erhielt er die OF Pfeil (RB Königsberg) verliehen.

1899 beantragte er seine Versetzung auf die OF Zbitzko (RB Oppeln, s. Kap. 9.1).

Kurz vor seinem Tod mit 61 Jahren wurde ihm der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen.

1900 trat er dem Schlesischen Forstverein bei.

Pawlowski war ab 1889 mit Hedwig von Kotze verheiratet. Aus der Ehe gingen ein Sohn und drei Töchter hervor. Der Sohn fiel 1917 als Leutnant des Garde-Schützenbataillons vor Riga.

Quelle:

ZFJW 1919, S. 81-82 (Otto Heym).

Wilhelm  P f e i l

28. März 1783 in Rammelburg/Harz † 4. Septemer 1859 in Warmbrunn/Rsg.

 

 	Abb. 14.20: Wilhelm Pfeil (1783-1859) im Alter von 65 Jahren, 1821-1830 Direktor der Forstakademie in Berlin, 1830-1859 Direktor der der Königlich Preußischen Höheren Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde (HFHE)

 

Kein anderer deutscher forstlicher Klassiker war so eng mit Schlesien verbunden wie Wilhelm Pfeil. Er hat 17 Jahre in dieser Provinz gelebt und gearbeitet.

1783 in Rammelburg im Harz geboren, gelangte er nach dreijähriger Lehrzeit in den preußischen OF Königshof und Thale im Harz durch Vermittlung eines einflußreichen Onkels 1804 im Alter von 21 Jahren nach Niederschlesien. Er erhielt eine Anstellung als Assistent (Hilfsförster) des Försters Ouvert mit Wohnsitz in Kleinitz, damals im Besitz einer Prinzessin von Curland (s. Kap. 9.3). 1806 erfolgte die Beförderung zum Förster. 1807 trat er die Nachfolge des verstorbenen Försters Ouvert an.

Die Wohnverhältnisse waren mehr als bescheiden, die Bezahlung gering: 200 Taler Jahresgehalt, freie Wohnung, freies Holz, Hafer-Deputat und 60 Taler für die Anstellung eines Jägerburschen (s. R. Wudowenz 2003, S. 15).

Wie er die urwüchsigen Wälder um Kleinitz erlebte, hat er in seiner Autobiographie eindrucksvoll geschildert (Kritische Blätter 1853 (Die Lernzeit); 1992, S. 84 ff.).

1807 heiratete er die 16 ½-jährige Tochter eines Oberamtmannes Albertine Beate Nowack. Zwischen 1809 und 1812 wurden die Söhne Theobald und Hermann und die Tochter Bertha Clothilde geboren. Beide Söhne studierten später an der vom Vater geleiteten Forstlehranstalt, starben aber beide im Alter von 39 Jahren vor dem Vater, Hermann Pfeil als Forstreferendar in Breslau durch einen Jagdunfall. 1825 wurde der dritte Sohn Ottomar geboren, der 1860 das Hauptwerk seines Vaters, die „Deutsche Holzzucht“ herausgab.

1812 stellte sich Wilhelm Pfeil zum Dienst in der Landwehr für den Kampf gegen die Truppen Napoleons. Er wurde – ohne vorher beim Militär gedient zu haben – als Hauptmann und Kompanieführer, zeitweilig auch als Bataillonskommandeur eingesetzt. Der Mangel an Offizieren machte einen solchen Karrieresprung eines Bürgerlichen möglich. Er bewährte sich in mehreren Gefechten.

1815 wechselte Pfeil zum Dienst in die Herrschaft Carolath (s. Kap. 9.3), zunächst im Rang eines Oberförsters, ab 1816 als Forstmeister.

„Er war in Carolath in einer Stellung, die beinahe nichts zu wünschen übrig ließ. … Er genoß das volle Vertrauen seines Herrn, der sich mehr als sein Freund wie als Herr zeigte, und auch mit den ihm untergebenen 12 Förstern stand er in dem besten Verhältnis. … dabei war er zugleich in finanzieller Beziehung besser gestellt, als er erwarten konnte jemals im Staatsdienst gestellt zu werden“ (W. Pfeil 1992, S. 131). Über die Carolather Forsten schrieb Pfeil kaum etwas. Auch aus späterer Zeit ist keine Revierbeschreibung bekannt.

Pfeil wurde auch die Oberaufsicht über die Forsten des Grafen von Pückler-Muskau übertragen (s. Kap. 9.2). Die späteren Verhandlungen über die Übernahme der Direktion der Muskauer Forsten zerschlugen sich wegen der Übersiedlung nach Berlin.

Pfeil, der nach der Lehrzeit nie eine forstliche Lehrstätte besucht hat, bildete sich in Kleinitz und Carolath durch Literaturstudium autodidaktisch in umfassender Weise weiter.

Er veröffentlichte eine Reihe von Aufsätzen in G. L. Hartigs „Forst- und Jagdarchiv von und für Preußen.“

1816 gab Pfeil seine „freimütige Untersuchung“ „Über die Ursachen des schlechten Zustandes der Forsten und die allein möglichen Mittel, ihn zu verbessern, mit besonderer Rücksicht auf die preußischen Staaten“ bei der Darnmannschen Buchhandlung in Züllichau und Freistadt heraus.

Wer das Büchlein, das seinerzeit großes Aufsehen erregt haben soll, heute liest, muss sich zunächst fragen, woher Pfeil die Grundlagen für seine weitreichenden Schlußfolgerungen gewonnen hat. Es ist nicht bekannt, dass er Schlesien und gar die preußischen Provinzen bereist hätte. Statistische Übersichten waren kaum vorhanden, denn ein großer Teil der Forsten war noch gar nicht vermessen, geschweige denn durch die Forsteinrichtung in ihrem Zustand erfasst. Pfeils Behauptung, Preußen hätte zu große Waldflächen und der Holzbedarf könne aus einer verkleinerten Waldfläche gedeckt werden, wurde in den folgenden Jahrzehnten durch den Holzmangel und die Notwendigkeit des Holzimportes widerlegt. Seine Behauptung, der Wald wäre nur bei Privaten in guten Händen, haben spätere Statistiken ebenfalls nicht belegen können (vgl. Kap. 9.3). Die Schrift erweckt den Eindruck einer Werbung für die Privatisierung des Waldes. Damit folgte sie den damaligen liberalistischen Stömungen. Seine vorteilhafte persönliche Situation in Carolath macht sein Eintreten für den Privatwald verständlich. Es ist eine unausgewogene, heute kaum noch lesenswerte forstliterarische Frühgeburt. Später hat Pfeil seine Ansicht über die Waldeigentumsverhältnisse korrigiert.

Da ist seine 1820 ebenfalls bei Darnmann in Züllichau herausgekommene Schrift „Über forstwissenschaftliche Bildung und Unterricht im Allgemeinen mit besonderer Anwendung auf den preußischen Staat – eine Andeutung für Lehrer und Lernende“ von höherem Wert. Erstaunlich bleibt, dass sich ein Mann, der nie eine forstwissenschaftliche Bildungsstätte auch nur betreten hat, an ein solches Thema wagte – ein Ausdruck Pfeilschen Selbstbewusstseins. Damit bereitete Pfeil seinen Übergang zum forstlichen Lehramt vor.

1821 wurde er zum Direktor der Forstakademie in Berlin berufen, die mit der Universität in Verbindung stand. Über den Weg nach Berlin und 1830 nach Neustadt-Eberswalde und die späteren großen Leistungen Pfeils ist an anderer Stelle berichtet worden (s. W. Pfeil 1992 und K. Hasel 1982).

Im Alter ist Pfeil nach Schlesien zurückgekehrt. Ab 1859 gedachte er seinen Lebensabend bei seiner Tochter in Hirschberg zu verbringen, die schon seit 1832 hier lebte. Sein Tod am 4. September 1858 ließ es nicht dazu kommen.

Am 7.9.1859 wurde er in Hirschberg beigesetzt. Nach 1945 wurde sein Grab beseitigt. Seit 2005 erinnert eine Gedenktafel unweit seiner Grabstätte in der Gnadenkirche in Hirschberg an den forstlichen Klassiker. Anlässlich der Enthüllung wurde eine zweisprachige Pfeil-Ausstellung präsentiert, die später im Zentrum für Waldkultur in Gołuchów (Wojewodschaft Poznań) gezeigt wurde.

Verwunderlich erscheint es im Nachhinein, dass Pfeil nicht Ehrenmitglied des Schlesischen Forstvereins geworden ist, lagen doch zwischen der Gründung des Vereins und Pfeils Tod immerhin noch 18 Jahre. Viele Schüler Pfeils waren in Schlesien tätig. Von der Pfeil-Eiche in der OF Kosel wurde schon berichtet (s. Kap. 9.1, OF Kosel).

Walter Seitz berichtete von „Pfeils Eichen“ in Carolath (s. Kap. 9.3). Wahrscheinlich könnten sie noch ausfindig gemacht werden.

Quellen:

Pfeil, W. 1849, 1853, 1859; Nachdruck 1992: Autobiographie,

Hasel, K. 1982: Studien über Wilhelm Pfeil. In: Aus dem Walde, Heft 36. Schaper Hannover,

Wudowenz, R. u.a. 2003: Oberforstrat Professor Dr. F. W. L. Pfeil-Gedenkveranstaltung zum 220. Geburtstag am 28. März 2003, Heft 11 der Schriftenreihe „Forstliche Biographien“,

Milnik, A. 2006: Wilhelm Pfeil. In: Im Dienst am Wald, S. 131-135,

Milnik, A. 2009: Wilhelm Pfeil –Zu seinem 150. Todestag. In: Archiv f. Forstw. u. Landsch.-ökol. Heft 2/2009, S. 85-93 (darin wichtigste Lit. über Pfeil),

Milnik, A. & Panka, S. 2009: Wilhelm Pfeil – zum 150. Todestag. In: Studia i Materialiy osrodka kultury lesnej, Góluchow, S. 69-84.

Heinrich  P u s c h

*12. Februar 1887 in Breslau † 26. Juli 1960 in Berlin

 

Abb. 14.21: Heinrich Pusch
(Archiv H. Hartzsch)

 

Heinrich Pusch wurde als Sohn eines Zimmermannpoliers in Breslau geboren. Seine Lehrzeit verbrachte er im Breslauer Stadtforst (OF Riemberg, Revier Obernigk). Zur theoretischen Ausbildung kam er 1906 in den ersten Lehrgang der eben eröffneten Forstschule für den Privat- und Kommunalforstdienst in Templin/Uckermark (Näheres über diese Schule s. Kap. 7.3.4). Hier schloß Pusch als Lehrgangsbester ab, und er wurde dafür mit dem Ehrenhirschfänger des Vereins Waldheil ausgezeichnet.

Nach der Forstschulzeit war er in verschiedenen Gebieten Deutschlands als forstliche Hilfskraft, Forsteinrichter und Verwalter von Privatforsten tätig.

1912 legte er die Revierförsterprüfung wiederum als Bester ab.

Von 1914 bis 1919 leitete er ein Sägewerk. Zeitweilig war er als Soldat in Heidelberg stationiert, wo er die Möglichkeit nutzte, an der Universität Vorlesungen über Volkswirtschaft zu besuchen.

Nach dem I. Weltkrieg erlangte Puschs Tätigkeit besondere Bedeutung für die Aufwertung des Berufsstandes der Förster in Deutschland. Schon vor dem I. Weltkrieg begann er sich mit berufsständischen Fragen zu befassen. Er trat mit gleichgesinnten Forstleuten in Gedankenaustausch. Nach dem I. Weltkrieg übernahm Heinrich Pusch den Vorsitz im Deutschen Privat-Forstbeamten-Verein, der sich mit dem Deutschen Försterbund unter Führung von Walter Pfalzgraf zusammenschloß. Im Deutschen Försterbund wirkten Walter Pfalzgraf und Heinrich Pusch als gleichberechtigte geschäftsführende Vorstandsmitglieder. Der Deutsche Försterbund wurde verunglimpft als „sozialistische Organisation der Forstbeamten“ und als „rote Gefahr im Privatwald,“ zumal Pfalzgraf und Pusch der SPD angehörten. Es gehörte schon ein „schlesischer Granitschädel“ dazu, so mutig gegen die mächtige Obrigkeit anzutreten. Dabei ging es zunächst um den Zusammenschluß der Förster im Kampf um Durchsetzung tarifgerechter Entlohnung. „Mit der Rückendeckung des Deutschen Försterbundes und in Zusamenarbeit mit dem Landarbeiterverband konnte Pusch die Tarifkämpfe der 1920er Jahre für die Privatforstbeamten bestehen“ (H. Rubner 1997).

Wie seitens der Waldbesitzer darauf reagiert wurde, geht aus einem „streng vertraulichen“ Schreiben vom 19. September 1922 hervor, das unter den Waldbesitzern Deutschlands verbreitet wurde. Sie hielten es für erforderlich, den von Pusch verfolgten Tendenzen „mit allen Mitteln entgegen zu arbeiten. … Es ist deshalb unbedingt erforderlich, für diesen Zweck einen ausreichenden Fonds zu schaffen“ (danach als „Puschzulage“ bezeichnet). „Mit diesem Fonds ist es möglich, jede gewerkschaftliche Richtung der Forstbeamten abzutöten und damit allen weiteren Komplikationen mit den Gewerkschaften aus dem Wege zu gehen.“

1926 gelang es tatsächlich den Waldbesitzern, sich mit den Privatforstbeamten wieder in einem Verein zusammen zu schließen und eine Politik zu ihren Gunsten zu betreiben. Heinrich Pusch musste den Vorsitz niederlegen. Es war gelungen, ihn kalt zu stellen. Er kam im Forstdienst nicht mehr unter. Während des II. Weltkrieges war er für die Beschaffung von Generatorholz im Bereich der Wehrkreisverwaltung Schlesien zuständig. 1945 geriet er für kurze Zeit in sowjetische Gefangenschaft.

Am 1. November 1945 wirkte er maßgeblich bei der Gründung der Fachschule für Forstwirtschaft in Schwarzburg (Thüringen) mit.

1946 wurde Hessen seine zweite Heimat. Er arbeitete bei der Hessischen Landesforstverwaltung (Dezernat für Sozial- und Waldarbeiterfragen). Noch einmal konnte er in der Gewerkschaft aktiv werden. Er gründete die Fachgruppe Forstbeamte und –angestellte und führte bald den Vorsitz in der Bundesfachgruppe. In dieser Eigenschaft gehörte er dem Deutschen Forstwirtschaftsrat an.

Heinrich Pusch hat sich neben Walter Pfalzgraf in die Geschichte der berufspolitischen Arbeit der deutschen Forstbeamten als eine der markantesten Persönlichkeiten eingeschrieben (H. Rubner 1977).

Quelle:

Hartzsch, H. 2007: Heinrich Pusch. In: Beitr. Forstgeschichte Eberswalde, Heft 6/7, S. 11-16 (dort weitere Literaturangaben).

Hermann Freiherr von der  R e c k

*31. Januar 1822 in Obernfelde Kreis Lübbecke/Westfalen † 12. Mai 1902 in Bückeburg

 

 	Abb. 14.22: Hermann Freiherr von der Reck (JSFV 1931)

 

Nach dem Besuch der Gymnasien in Bielefeld, Brandenburg und Minden studierte von der Reck in Heidelberg Rechts- und Kameralwissenschaften.

Drei Jahre später entschied er sich für die Forstlaufbahn mit einer Forstlehre in der Schaumburg-Lippeschen OF Brandsdorf und der preußischen OF Schleusingen (RB Erfurt). Danach studierte er an der Höheren Forstlehranstalt Eberswalde und an der Berliner Universität. 1848 legte er das Oberförster-Examen ab. Als Regierungs- und Forstreferendar war er bei den Bezirksforstverwaltungen in Minden, Koblenz und Köslin beschäftigt.

Von Militärdienst ist in den biographischen Angaben nicht die Rede.

1852 wurde ihm die OF Glindfeld im RB Arnsberg übertragen.

1855 wechselte er als Forstinspektor nach Magdeburg, 1854 als Forstmeister nach Marienwerder, 1868 in gleicher Eigenschaft nach Kassel und 1869 nach Minden. Hier erhielt er 1875 die Beförderung zum Oberforstmeister.

1879 wurde er nach Düsseldorf, 1883 schließlich nach Breslau als Nachfolger von Adolf Tramnitz versetzt. Sein Berufsweg ist ein Beispiel dafür, wie rasch in der preußischen Forstverwaltung zuweilen Versetzungen ausgesprochen wurden. Nach der kurzen Zeit als Oberförster in Glindfeld machte von der Reck in 28 Jahren sechs Versetzungen durch.

Nach sieben Jahren als Oberforstmeister in Breslau trat er 1890 im Alter von 68 Jahren in den Ruhestand. Er zog, ausgezeichnet mit dem Kronenorden II. Klasse, zurück nach Bückeburg, wo er zwölf Jahre später starb.

Dem Schlesischen Forstverein hat er nur sechs Jahre als Präsident vorgestanden (s. Kap. 8). 1891 wurde er zum Ehrenmitglied des Schlesischen Forstvereins gewählt.

Quelle:

JSFV 1931, S. 19-20.

Johann George  R e h d a n z (auch Rehdantz)

* nach 1700 in Fehrow bei Peitz (Niederlausitz), †1765 (in Schlesien)

Rehdanz war zunächst Landjäger in Crossen. 1742 wurde er Forstmeister in Oppeln, 1753 Oberforstmeister des Breslauer und Glogauer Departements.

Er hat sich sowohl um das Forstwesen als auch um das Hüttenwesen in Schlesien verdient gemacht (Anlage neuer Eisenhütten bei Malapane und in der Grafschaft Glatz).

Deshalb wurde 1820 beschlossen, ihm in den Forsten Malapane aus Spenden ein Denkmal zu setzen, von dem der Maler Professor Höcker eine Zeichnung gefertigt hat (s. Abb. 14.23).

 

Abb. 14.23: Rehzdanz-Denkmal, 1820 gestiftet von schlesischen Forst- und Hüttenbeamten (Standort: am Hüttenamt Malapane in Oberschlesien, „mitten in den seiner Leitung anvertraut gewesenen Fors­ten“, da sich Oberforstmeister Rehdanz auch große Verdienste um das Hüttenwesen erworben hat) (aus VSFV 1850, S. 196). Den Eisenguß-Platten lagen Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel zugrunde (VSFV 1850). Die Inschrift lautet: Dem Andenken des Mannes, welchen Friedrich II. berief, Oberschlesiens Forst- und Hüttenwesen zu gründen. Die Beamten dieses Geschäftskreises 1837.

„Die Königlichen Gebirgsforsten der Grafschaft Glatz stellten zur Zeit der ersten Besitzergreifung durch Friedrich den Großen ein schlecht zugängliches und wenig ertragreiches Waldgebiet dar“ (E. Hermann 1933, S. 349). Rehdanz beantragte 1754 die „Abgrabung eines Kanals durch die Seefelder und Beräumung eines Teils der Weistritz und Erlitz auch Anlegung einiger Tänner und Wege durch die Moräste.“ 1776 empfahl Oberforstmeister von Wedell, den Rehdanz-Graben zu verlängern. Mit der Ausführung wurden die Gebrüder Heller beauftragt. In der OF Reinerz erinnern der Anfang des 19. Jahrhunderts wieder verlandete Rehdanz-Graben und der Rehdanz-Weg an sein Wirken (s. Kap. 9.1). Eine Försterei in der OF Reinerz trug den Namen Rehdanz (O. Müller 1926).

Quellen:

VSFV 1850, S. 196 (Julius von Pannewitz),

Schlesische Instantien-Notiz 1765,

ZFJW 1933 (E. Herrmann),

Perlick, A. 1953: Oberschlesische Berg- und Hüttenleute. Kitzingen,

H. G. v. Büttner (Archiv mit weiteren Quellen).

Karl Friedrich  R o s c h

*16. Oktober 1805 in Berlin † 28. Juli 1883 in Klodnitz bei Kosel

Rosch ist den klassischen Weg eines preußischen Oberförsters im 19. Jahrhundert gegangen.

In Berlin als Sohn eines königlichen Kastellans geboren, besuchte er dort das berühmte Joachimthalsche Gymnasium. 1822 ging er 17-jährig bei Forstinspektor Görwitz in Teschendorf bei Oranienburg (Besitzer von Arenstadt) in die Lehre.

Zwei Jahre (1824) später trat er in das Garde-Jägerbataillon in Potsdam ein.

Im Herbst 1828 nahm er das Studium an der Forstakademie Berlin auf. Seine Lehrer waren Wilhelm Pfeil, Julius Ratzeburg und Wilhelm Schneider, also das berühmte Dreigestirn, mit dem er und weitere 25 Studenten 1830 nach Neustadt-Eberswalde übersiedelte (s. A. Milnik u.a. 2006).

Nach dem Studium trat er als Leibjäger in den Dienst des Königs Friedrich Wilhelm III.

1832 legte er das Oberförsterexamen ab.

1841 wurde dem 36-jährigen die OF Klodnitz (= Kosel) verliehen (vgl. Kap. 9.1). Hier blieb er is zu seinem Tod 42 und ein halbes Jahr im Dienst.

In dieser Zeit hat er dreimal um Urlaub nachgesucht (zwischen acht und 28 Tagen). Ein Förster, der wie heute üblich, in jedem Jahr 30 Tage Urlaub beansprucht, wäre ihm wohl maßlos faul erschienen.

Es war seinerzeit nicht üblich, mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Als Rosch mit 69 Jahren zu kränkeln begann (Blasenkatarrh), wurde ihm ein Forstassessor zur Seite gestellt. Vier Jahre später konnte er durch eine Operation geheilt werden. Fortan versah er weitere fünf Jahre seinen Dienst, bis er im Alter von 78 Jahren in den Sielen verstarb.

Über seine Lebensleistung berichtete Hermann Guse:

„Er hat mehr als den dritten Teil der schönen gemischten Nadelholzbestände der OF Klodnitz begründet, alle übrigen aber durch seine vorzügliche Waldpflege zu dem erzogen, was sie heute sind. Er hat die Bestände der jetzigen vier Schälwaldblöcke des Reviers (400 ha) angelegt und zum Teil bereits zweimal abgetrieben. Sein Hauptaugenmerk war der Erziehung der Eiche gewidmet. Abgesehen von den erwähnten Schälwald-Anlagen hat er dieselbe überall im Hochwalde reichlich eingesprengt. Der Boden der OF Kosel gestattet dies fast überall, aber nur bei der vorzüglichen Pflege, die Rosch seinen „Kindern“ (er hatte keine anderen, obwohl er seit 1852 verheiratet war) angedeihen ließ, waren die Resultate möglich, die er erzielt hat. Die Heister, die er zuerst gepflanzt, sind zu stattlichen Bäumen erwachsen. Er hat sogar bewiesen, dass es auf angemessenem Boden und bei unausgesetzter Aufmerksamkeit möglich ist, einzelne Eichensaatreihen zwischen Nadelholz in die Höhe zu bringen.

Sein Revier ist von zahlreichen Forstleuten besucht worden. Alle, die es gesehen, werden seiner in Achtung gedenken. Ungeteilter Achtung und Liebe erfreute er sich in näheren wie weiteren Kreisen seiner Umgebung, seitens seiner Untergebenen wie seitens seiner Vorgesetzten.

1852 erhielt er den Roten Adler-Orden IV. Klasse, 1875 bei Gelegenheit seines 50-jährigen Dienstjubiläums den Roten-Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife.“

Rosch gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Schlesischen Forstvereins.

Quelle:

Guse, H. 1883: Nachruf in der ZFJW, S. 516-517.

 

Max  R o t h

4. Juni 1858 in Gröbzig (Anhalt) † ?

Abb. 14.24: Max Roth (JSFV 1931)

 

 

Nach dem 1878 in Halle/Saale abgelegten Abitur ging Roth in die Forstlehre in die OF Reppen (RB Frankfurt/Oder).

Nach einem Jahr beim Militär wurde er 1881 ins Reitende Feldjägercorps aufgenommen und 1881 zum Studium an die Forstakademie Eberswalde kommandiert (vgl. Abb. 7.10.3). 1883 legte er die Referendar-Prüfung ab, 1887 das Staatsexamen.

1892 wurde ihm die OF Hardegsen (RB Hildesheim) verliehen.

Ab 1898 arbeitete er als RFR bei den Bezirksforstverwaltungen in Marienwerder und Magdeburg.

1905 wurde er als Oberforstmeister an die Spitze der Bezirksforstverwaltung in Düsseldorf gestellt, 1913 in gleicher Eigenschaft nach Breslau versetzt.

1913 dem Schlesischen Forstverein beigetreten, übernahm er 1914 die Präsidentschaft bis zu seiner Versetzung nach Magdeburg im Jahr 1921.

1923 wurde er in den Ruhestand versetzt. Er zog nach Wernigerode.

Quelle:

JSFV 1931, S. 28-29.

Heinrich von  S a l i s c h

* 1. Juni 1846 in Jeschütz † 6. März 1920 in Postel

Abb. 14.25: Heinrich von Salisch (ZFJW 1925)

 

Seine Schulbildung erhielt Heinrich von Salisch durch einen Hauslehrer und auf dem Maria-Magdalena-Gymnasium in Breslau. Zum Studium ging er nach Heidelberg (ein Semester Jura) und Breslau (drei Semester bei Robert Heinrich Göppert und Ferdinand Cohn).

Seine forstliche Ausbildung begann er 1867 als Forstbeflissener bei Oberförster Prasse in der königlich preußischen Oberförsterei Katholisch Hammer, die an den väterlichen Besitz Postel angrenzte.

Von Sommersemester 1869 bis 1871 studierte er an der preußischen Forstakademie in Neustadt-Eberswalde (Immatrikulations-Nummer 1227). Zu seinem Semester gehörten die Schlesier Detlev von Bornstedt, Alfred Carganico, Albert Cusig und Oswald Püschel (1870 vor Paris gefallen). Zum Sommersemester 1870 kamen aus Schlesien Rudolf Peterek, Paul Riebel und Rudolf Zeissig hinzu.

Seine Lehrer waren hier Bernhard Danckelmann (Waldbau, Forsteinrichtung, Waldwertrechnung, Forstgeschichte, Volkswirtschaftslehre), Wilhelm Bando (Forstbenutzung, Jagd), Bernard Altum (Zoologie), Robert Hartig (Botanik), Adolf Remelé (Geologie), Wilhelm Schneider (Mathematik), Kurlbaum und Neuhaus (Forstrecht).

Seinen Dank an die Forstakademie und an seine Lehrer hat er in freundlicher Weise in der Arbeit „Eberswalde vor 40 Jahren und später“ bekundet (ZFJW 1908, S. 392-395). Mit Danckelmann, Bando und Robert Hartig traf er später noch wiederholt auf den Versammlungen des Schlesischen Forstvereins zusammen. Auch nach dem Studium in Eberswalde hielt er die Verbindung zu Akademiedirektor Danckelmann aufrecht. Im Gästebuch („Haus-Chronik“) des Hauses Danckelmann in der „Alten Forstakademie“ sind drei Besuche verzeichnet (11.7.1893, 19.3.1899 und 8.5.1899 mit seinem Sohn Rudolf, der 1899 sein Studium in Eberswalde begann (Immatrikulations-Nummer 1997)).

Seine Verehrung für Danckelmann brachte Salisch durch die Bennung der „Danckelmann-Linie“ im Posteler Wald zum Ausdruck (s. Karte des Posteler Waldes in Kap. 9.3).

 

Abb. 14.26: Kopien aus Danckelmanns „Haus-Chronik“

Schon Heinrichs Bruder Rudolf hatte ab 1858 noch bei Wilhelm Pfeil hier studiert (Immatrikulations-Nummer 897).

Heinrich von Salischs Studienzeit wurde mehrmals unterbrochen durch Kriegsdienst (1866 in Böhmen gegen Österreich, 1870/1871 gegen Frankreich).

1874 schied er als Forstreferendar aus dem preußischen Staatsdienst aus. Er übernahm ab 1.7.1874 die Verwaltung des vom Vater ererbten Gutes Postel, zu dem damals 675 ha Wald gehörten (Größe des Gutes insgesamt: 910 ha). Daneben betreute er den Jeschützer Wald seines Bruders Paul.

In Postel entwickelte Salisch seine Gedanken zur Forstästhetik, die er 1885 in seinem gleichnamigen Buch veröffentlichte (s. Kap. 10.6). Man wird aber den Leistungen Heinrich von Salischs nicht gerecht, wenn man nur seine großen Bemühungen um die Forstästhetik würdigt. Immer wieder ist er forstpolitisch tätig geworden. Die Mitgliedschaften im Deutschen Reichstag und im Schlesischen Forstverein boten ihm dazu vielfach Gelegenheit, insbesondere, wenn Fragen der Privatwaldbewirtschaftung auf der Tagesordnung standen. Dem Deutschen Reichstag gehörte Heinrich von Salisch von 1893 bis 1903 als Abgeordneter der Deutsch-Konservativen Partei an. Hinter dieser Partei standen die Großgrundbesitzer. Ihre Wählerschaft kam aus der von ihnen politisch gelenkten Landbevölkerung.

Durch diese politische Tätigkeit waren Salischs forstliche Arbeiten zeitlich sehr eingeschränkt. Im Reichstag befasste er sich mit den verschiedensten Fragen wie Haushalt, Versicherung für Kranke und Invaliden, Konsumvereinen und Gastgewerbe (s. J. Wisniewski 2010).

Heinrich von Salisch wurde 1872 Mitglied des Schlesischen Forstvereins. Er gehörte ihm bis zu seinem Tod 48 Jahre an. 1891 und 1899 wurde er zum Vizepräsidenten gewählt. 1913 empfing er die hohe Ehrung, zum Ehrenmitglied ernannt zu werden. Als Vizepräsident und im Beirat wirkte er viele Jahre an führender Stelle, und bei den Diskussionen ergriff er zu den verschiedensten Fragen das Wort.

Schon sein Vater, Rittmeister und Rittergutsbesitzer auf Jeschütz, gehörte dem Schlesischen Forstverein seit 1843/1844 an. 1846/1847 erscheint als weiteres Mitglied der Rittergutsbesitzer von Salisch auf Koschnewe bei Prausnitz.

Im Mitgliederverzeichnis des Schlesischen Forstvereins von 1904 sind weitere Namensträger von Salisch genannt:

Sohn Rudolf von Salisch (1875-1937), Forstassessor in Peisterwitz, 1904 eingetreten;

von Salisch, Rittergutsbesitzer auf Kratzkau bei Domanze, Mitglied seit 1897.

Die Verbindung zum Forstwesen gehörte zur Tradition der Familie von Salisch.

Den Höhepunkt seines Lebens als Revierverwalter erlebte Salisch am 5. Juli 1904, als der Schlesische Forstverein in Militsch tagte und eine Exkursion nach Postel anschloss (vgl. Kap.9.3).

Aus Anlass der Exkursion in das Revier Postel im Jahr 1904 verfasste er eine „Geschichte des Rittergutes Postel“ (ab 1654, s. JSFV 1904, Anhang S. 1-28) und einen „Führer für die Exkursion des Schlesischen Forstvereins durch das Posteler Forstrevier am 5. Juli 1904“ (JSFV 1904, Anhang S. 1-8, mit Revierkarte).

Zu Beginn der 62. Generalversammlung des Schlesischen Forstvereins in Militsch würdigte der Breslauer Oberförster Hanff Salisch mit den Worten:

„In unserem morgigen Gastgeber, dem hochgeschätzten Herrn von Salisch, erblicken wir den forstlichen Versuchs- und Erfahrungsmann in des Wortes bester Bedeutung. Die Erfahrungen eines Menschenalters haben ihn zum Vater der Forstästhetik, zum Begründer des Posteler Durchforstungsbetriebes, zum Erfinder der verbesserten Reisigfütterung gemacht“.

Salisch hielt mehrmals Vorträge auf den Versammlungen des Schlesischen Forstvereins, so

1880 in Liegnitz über „Farbenlehre der Landschaft“ (dieser Titel entspricht der Überschrift des 4. Kapitels seiner Forstästhetik),

1881 in Oppeln zum Thema „Die Holzarten in ihrer forstästhetischern Bedeutung und Verwendung“ (auch dieser und der nächste Titel bilden eine Vorarbeit für seine Forstästhetik),

1882 in Ohlau über die Kiefer in ihrer forstästhetischen Bedeutung,

1890 in Gleiwitz zum Thema „Welche Bedeutung haben die Coulissenschläge für die schlesischen Waldungen ?“

1892 in Bunzlau zum Thema „Unter welchen Verhältnissen ist im Vereinsgebiet die sehr in Mißachtung gekommene Pflanzung von Eichenheistern noch zulässig und vorteilhaft?“

1904 in Militsch „Über den Ästungsbetrieb“,

1905 in Hirschberg zum Thema „Wie ist der Privatwaldbesitz zu erhalten?“ und

1910 in Brieg über den Preis von Eichenholz.

Nicht zu vergessen sind seine wiederholten Veröffentlichungen in der ZFJW (1876, 1878, 1881, 1891, 1892, 1898, 1900 u.a.).

Heinrich von Salisch gehörte auch der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft an (diese Frage bisher nicht weiter untersucht).

Heinrich von Salisch erlitt 1915 einen Schlaganfall. In den folgenden Jahren war er stark behindert. Am 6. März 1920 verstarb er nach kurzem Krankenhausaufenthalt.

Sein Grab befindet sich auf dem kleinen Waldfriedhof in Postel, auf dem 1926 auch seine Frau Susanne geb. von Schlegell (12.9.1847-14.2.1926) beigesetzt wurde (J. Wisniewski 2007).

Aus der am 23.6.1874 geschlossenen Ehe gingen Sohn Rudolf (1875-1937) und die beiden Töchter Johanna (1877-1959) und Margarete (1879-1946) hervor.

Sohn Rudolf hat, wie schon erwähnt, ab 1899 in Eberswalde studiert. 1920 war er für kurze Zeit Oberförster im benachbarten Katholisch Hammer.

Er hat nach dem Tod des Vaters die Verwaltung des Gutes Postel übernommen.

Das Posteler Gutshaus wurde nach 1945 geplündert und zerstört.

Der 5,2 ha große Park mit seinen seinem bemerkenswerten Baumbestand (Große Küstentanne, Nordmanns-Tanne, Sumpfzypresse, Linden aus Amerika und von der Krim, Carya, Magnolie, insgesamt 32 Arten) wurde im Jahr 2000 zum Kulturdenkmal erklärt.

Abb. 14.27: Grabstein von Heinrich und Susanne von Salisch in Postel. Foto: J. Wiśniewski 2010

 

 

Heinrichs Vater ließ in den Jahren 1848/1849 den neugotischen Turmbau „Johannas­höhe“ errichten, einen Turmbau, der noch heute einen weiten Ausblick über die umliegenden Wälder gewährt (J. Wisniewski in „Forstästhetik“ Neuauflage 2009, S. VII – XV).

In der Nähe befindet sich ein 1,6 m hoher Findling, der seit 1909 dem Andenken an Revierförster Eduard Labitzky gewidmet ist. Labitzky hat von 1846 bis 1892 fast „50 Jahre in Postel segensreich seines Amtes gewaltet“ (H. von Salisch in JSFV 1904, S. 145/146).

Es ist nicht bekannt, bis wann Rudolf von Salisch Gut und Wald Postel verwaltet hat. 1937 gehörte Postel einer Erbengemeinschaft, die das Gut verpachtet hatte (1 120 ha, davon 830 ha Wald). Das Herrenhaus war an den Reichsarbeitsdienst vermietet (SGAB 1937, S. 136).

Ein 1911 geborener Enkel, der auch den Vornamen Heinrich führte, kam 1945 ums Leben.

Gut Jeschütz wurde bis 1945 von Paul von Salisch bewirtschaftet.

Gut Kratzkau im Kreis Schweidnitz ist im Familienbesitz geblieben, in dem es sich seit 1850 befand. Es wurde zuletzt von Gotthilf von Salisch bewirtschaftet (SGAB 1937, S. 270). Angeschlossen war der Fideikommißbesitz Jeschütz (SGAB 1937, S. 308).

Quellen:

Salisch, H. v. 1904: Geschichte des Rittergutes Postel. In: JSFV, Anhang S. 1-28,

Salisch, H. v. 1904: Geschichte des Rittergutes Postel. Schweidnitz,

Salisch, H. v. 1908 a: Eberswalde vor 40 Jahren und später. In: ZFJW, S. 392-395,

Salisch, H. v. 1908 b: Die Bewirtschaftung kleiner und kleinster Waldungen. Vortrag im Zyklus für praktische Landwirte. Veröffentlichung der LWK für die Provinz Schlesien. Breslau,

N. N. ? 1921: Nachruf (mit Porträt). In: ZFJW,

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, Teil A, 38. Jg. 1939, S. 480-481,

Wiśniewski, J. 2009: Heinrich von Salisch. In: Forstästhetik, Reprint S. VII-XV,

Wiśniewski, J. 2010: Heinrich von Salisch. Biografie, Poznań,

Wiśniewski, J. 2010: Internationales Symposium Heinrich von Salisch zum 90. Todestag, Gołuchów,

JSFV 1898, S. 25-25 u. 65, verschiedene weitere Jahrgänge von JSFV und ZFJW.

Ludolf  S c h i l l i n g

15. Mai 1861 in Blankenburg (Thüringen) † 30. Oktober 1928 in Eberswalde

 

Abb. 24.28: Ludolf Schilling (HFHE)

 

Nach der Lehrzeit in der OF Kummersdorf (RB Potsam) studierte er von 1882 bis 1884 an der Forstakademie Eberswalde. 1884 bestand er das Referendarexamen mit sehr gutem Erfolg.

1884/85 diente er bei den Naumburger Jägern.

Nach dem Staatsexamen übernahm er 1888 die neu geschaffene Stelle des Stadtoberförsters und Stadtrates in Bunzlau (über den Stadtforst s. Kap. 9.2). Die dort verbrachten neun Jahre zählten zu den glücklichsten seines Lebens. Am Ende dieser Zeit wurde ihm das Amt des Bürgermeisters angeboten. Er wollte aber Forstmann bleiben. Er hinterließ der Stadt eine ausführliche „Geschichte des Bunzlauer Stadtwaldes von 1594 bis 1894“ (s. Abb. 9.39).

1889 wurde er Mitglied des Schlesischen Forstvereins.

1897 verließ er Bunzlau und trat er in den Staatsforstdienst ein. Er übernahm für zehn Jahre die OF Papuschinen (RB Königsberg).

1907 folgte er einem Ruf an die Forstakademie Eberswalde als Professor für Nationalökonomie und Forsteinrichtung. Durch sein in Bunzlau verfasstes Buch „Betriebs- und Ertragsregelung im Hoch- und Niederwald, ein gemeinverständlicher Abriß für Betriebs- und Schutzbeamte, Verwalter kleiner Forstreviere und Waldbesitzer“, das von 1898 bis 1924 in vier Auflagen erschien, hatte er sich große Anerkennung auf dem Gebiet der Forsteinrichtung erworben. Außerdem war er durch seine Mitarbeit an der Zeitschrift „Holzmarkt“, durch die Herausgabe des „Waldheilkalenders“ und die Bearbeitung des Forstwörterbuches weithin bekannt geworden.

In der schwierigen Zeit nach dem I. Weltkrieg übernahm er 1919 das Amt des Direktors der Forstakademie Hann Münden. Als die Forstakademie in eine Forstliche Hochschule umgewandelt wurde, wählte ihn der Senat zum ersten Rektor dieser Lehrstätte.

1923 kehrte er nach Eberswalde zurück, wieder als Professor für Forsteinrichtung und als Direktor der Forstlichen Versuchsanstalt.

1927 verlieh ihm die Universität Marburg die Ehrendoktorwürde.

Er verstarb im Alter von 62 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Eberswalder Waldfriedhof.

Quellen:

Wiedemann, E. 1928: Nachruf. In ZFJW, S. 706 ff.,

Kropp & Rozsnyay 1998: Niedersächsische Forstliche Biographie. Heft 51 der Schriftenreihe Aus dem Walde, S. 384-385.

Karl Gottlieb  S c h i r m a c h e r

*5. Juni 1833 in Danzig † 21.März 1922 in Breslau

 

Abb. 14.29: Karl Gottlieb Schirmacher (JSFV 1931)

 

Geboren als Kaufmannssohn, besuchte er das Gymnasium in Braunsberg (Ostpreußen). Mit 17 Jahren legte er das Abitur ab. Danach diente er beim Militär und legte er die Feldmesserprüfung ab, bevor er die Forstlehre in der OF Guttstadt (RB Königsberg) begann.

1854 trat er ins Reitende Feldjägercorps ein, und von 1855 bis 1857 wurde er zum Studium an die Höhere Forstlehranstalt Neustadt-Eberswalde kommandiert. Während der Studienzeit trat er dem alten Pfeil als Schüler näher und knüpfte er freundschaftliche Beziehungen zum späteren preußischen Oberlandforstmeister Karl Donner und zu den späteren Landforstmeistern Waechter, Schulz und von dem Borne. Die Beziehungen zu Wilhelm Waechter wurden später legendär für die Teilnehmer an den Jagden während der Waechter-Woche in den Oderwäldern und in den Wäldern des RB Oppeln, zu denen Schirmacher mit seiner Perkussionsbüchse erschien, auf deren Schaft mit Messingnägeln jeder erlegte Trophäenträger verzeichnet war. Beide Männer galten als „Zierden des Schlesischen Forstvereins“ (ZFJW 1922, S. 736).

Nach dem Studium betätigte er sich in den OF Wyrthy (RB Marienwerder), Kehrberg und Wildenbruch (beide RB Stettin), Regenthin und Carzig (beide RB Frankfurt/Oder). 1862 legte er das Oberförsterexamen ab.

Seit 1854 im Reitenden Feldjägercorps, war er 1864 „auf Station“ in London. Vierzigmal überquerte er den Kanal. Ein Jahr verbrachte er in Florenz.

Nach dem Feldzug gegen Österreich, in dem er im böhmischen Hauptquartier des Königs eingesetzt war, wurde ihm 1867 die OF Thronecken (RB Trier) verliehen, wo er seine Jagdpassion auf Rotwild und Sauen ausleben konnte.

1870/71 nahm er am Feldzug gegen Frankreich teil.

1872 schied er auf eigenen Wunsch aus dem Staatsdienst aus, um als Forstmeister des Grafen Renard in Eichhorst bei Zawadski (Oberschlesien) tätig zu werden. Diesen Schritt hat er später bereut.

1878 gelang es ihm unter erheblichen Schwierigkeiten in den Staatsdienst zurückzukehren, zunächst als Forstmeister bei der Bezirksforstverwaltung in Marienwerder.

1889 wurde er als Oberforstmeister nach Oppeln berufen, 1891 in gleicher Eigenschaft nach Breslau. Zum 1.1.1904 wurde er pensioniert.

Über die Grenzen Schlesiens hinaus wurde er als Mitglied der preußischen Forst-Ober-Examinationskommission (Prüfungskommission für das forstliche Staatsexamen) bekannt.

Dem Schlesischen Forstverein gehörte Schirmacher von 1876 bis zu seinem Tod über 46 Jahre lang an, davon von 1891 bis 1904 als Präsident (s. Kap. 8). Seine Verdienste um den Verein bildeten einen Glanzpunkt seines Wirkens. „Er verstand es ausgezeichnet, die Besprechung in die richtigen Wege zu führen, alle so verschiedenen Persönlichkeiten durch seine Liebenswürdigkeit zusammenzuhalten und zu fesseln und gute Referenten herauszufinden“ (ZFJW 1922, S. 736). Bis zu seinem Tod blieb er dem Verein als Ehrenmitglied verbunden.

Schirmacher wurde u.a. mit dem Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub und dem Kronenorden II. Klasse ausgezeichnet.

Seine erste Frau verstarb nach dem ersten Ehejahr. 1877 heiratete er noch einmal. Ein Sohn aus erster Ehe und eine Tochter verlor er vor seinem Tod. Sein Sohn Gerhard wurde Oberförster in Plietnitz (RB Marienwerder) und im Elchrevier Nemonien (Ostpreußen). Er trat auch als Jagdschriftsteller hervor.

„Schirmachers langes Leben umfasste eine Zeitspanne reichster Entwicklung auf allen Gebieten in unserem Vaterlande. So sah er noch als Kind die Post durchs Land fahren, dann den Bau der ersten Eisenbahn und weit später die Entwicklung der modernen Flugtechnik. Als Jüngling erlebte er die Revolution (1848), nahm als Mann an den Einigungskämpfen des Reiches teil, erlebte die Gründung, den gewaltigen Aufstieg und im hohen Greisenalter den jähen Zusammenbruch des Vaterlandes“ (ZFJW 1922, S. 734).

„Trotz aller geistigen und körperlichen Zumutungen, trotz vielfacher Strapazen in Krieg und Frieden … hat er niemals ein Krankenbett aufzusuchen brauchen. … Mit 80 Jahren schoß Schirmacher noch einen Hirsch im verschneiten Gebirge.“ Er verstarb im Alter von 89 Jahren.

Quellen:

JSFV 1931, S. 23-24.

JSFV 1922 (Nachruf),

ZFJW 1922, S. 734-736 (Nachruf von Johannes Rehefeld-Pfeil).

Walter  S e i t z

*5. September 1863 in Carolath † ?

 

Abb. 14.30: Walter Seitz (L. Stucka 2007)

 

Walter Seitz wurde in Carolath an der Oder geboren. Sein Großvater war bereits Forstverwalter in Trachenberg. Sein Vater verwaltete hier als einer der Nachfolger Wilhelm Pfeils die Forsten des Fürsten Carolath.

Walter Seitz besuchte das Gymnasium in Danzig.

Zur Lehre ging er in die OF Tschiefer.

Nach dem Studium an der Forstakademie in Hann Münden und an der Universität München, wo ihn besonders Bernhard Borggreve und Max Kienitz in Hann Münden und Karl Geyer in München als Lehrer beeindruckten, übernahm er 1892 die Verwaltung der Oberförsterei Waldschloß (später Jagdschloß genannt) in der Muskauer Heide, dem Besitz der Grafen von Arnim (vgl. Kap. 9.3).

In den ausgedehnten Kiefernheiden bestand eine große Waldbrandgefahr. Deshalb ersann Walter Seitz ein neuartiges Warnsystem, das in den Grundzügen bis heute verwendet wird. Er ließ Beobachtungstürme bauen (anfangs zwei, 1902 neun weitere), von denen ein Waldbrandwächter einen Brandherd anzeigen und dessen Lage durch Zeichen an die Bodenstation (Oberförsterei) übermitteln konnte (später mittels Telefon). Dort konnten sofort die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet werden. Der dadurch erzielte Zeitgewinn war entscheidend für die erfolgreiche Bekämpfung des Brandes (s. Kap. 12.1).

1903 standen 18 Feuerwachtürme in einem Abstand von drei bis fünf Kilometern in den Muskauer und angrenzenden Forsten.

Seitz meldete 1902 seine sinnvolle Erfindung als Reichspatent an (s. Abb. 12.2).

Auf der Weltausstellung in St. Louis im Jahr 1904 wurde ein solcher Feuerwachturm errichtet und das Warnsystem vorgestellt. Es wurde mit einem Grand Prix ausgezeichnet und trat seinen Weg in viele Länder an. Die Türme und das Warnsystem erfuhren in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Verbesserungen. Heute überwachen Fernsehkameras auf hohen Masten die Wälder und liefern entsprechende Informationen an eine spezielle Dienststelle.

Die Erfindung von Walter Seitz gilt noch heute als Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung der Wälder vor Feuersbrunst.

Dennoch wurde die Muskauer Heide am 7. Mai 1942 von dem größten hier bekannten Waldbrand heimgesucht. Nach Funkenflug aus einer Lokomotive breitete sich das Feuer bei starkem Sturm über eine Fläche von über 1 700 ha aus. Bis zum Früjahr 1943 wurden 430 ha abgeholzt, 63 000 fm Schadholz aufbereitet und mit einer Kleinbahn auf „fliegenden Gleisen“ abtransportiert (A. Schulze 2007, S. 50, hier auch Angaben über große Waldbrände im 17. und 18. Jahrhundert). Vermutlich fehlte es in dieser Kriegszeit an Arbeitskräften für die Besetzung der Feuerwachtürme.

Im August 1902 erlegte Walter Seitz einen kapitalen 18-Ender, der ihm seine Stellung in Muskau kostete. Obwohl Graf Arnim, der als Reichstagsabgeordneter im entscheidenden Moment keine Zeit hatte, den eingelappten Hirsch selbst zu erlegen, Seitz erlaubte, den Hirsch zu schießen, verübelte er Seitz aus Jagdneid diesen Schritt. Der Graf zog das Geweih ein und entließ in einem Akt unfaßbarer Willkür den verdienstvollen Seitz mit Wirkung vom 31.12.1903 aus seinem Dienst. Seitz durfte eine Nachbildung des Geweihs aus Holz mitnehmen.

Seitz ging 1904 in den Staatsdienst. Bis 1919 verwaltete er die OF Eckstelle (polnisch Katy, RB Posen), von 1919 bis 1928 die OF Havelberg (RB Potsdam).

In dieser Zeit befasste er sich eingehend mit der Borkenbildung der Kiefer, nach der er Kiefern­rassen zu erkennen glaubte (W. Seitz 1927). Er unterschied Platten-, Muschel- und Schuppen­kiefern. August Bier, Arzt und Waldbesitzer in Sauen, war von Seitz` Rassentheorie überzeugt. Bier ließ für Seitz einen Gedenkstein in seinem Wald setzen. Wissenschaftler wie Alfred Dengler lehnten diese Theorie als unhaltbar ab. Die Kiefernrassen Pinus silvestris Kienitzii (Seitz) = Schuppenkiefer und Pinus silvestris Seitzii (Schwerin) = Plattenkiefer sind als Erfindungen von Seitz wissenschaftlich nicht anerkannt worden.

Seinen Lebensabend verbrachte er in Potsdam. Über sein Lebensende, die Familie und Nachfahren ist nichts bekannt.

Quellen:

Stucka, L. 2007: Forstmeister Walter Seitz,

Stucka, L. 2008: Ein uralter Wald. Regia Verlag,

Schulze, A. 2007: Der Tiergarten bei Weißwasser,

Seitz, W. 1927: Edelrassen des Waldes. Springer Verlag Berlin.

Friedrich  S p r e n g e l

*17. März 1831 in in Labes (Hinterpommern) † 19. April 1908 in Bonn

Sprengel war nur kurze Zeit als Oberförster und Lehrer in Proskau tätig, soll hier aber erwähnt werden, weil er später an der Landwirtschaftsakademie in Bonn als Professor tätig und durch seine literarische Arbeit weithin bekannt wurde.

Nach dem Studium an der Höheren Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde (1851-1853) und dem Staatsexamen (1857) war er als Forsteinrichter im RB Stettin und in der Lehroberförsterei Liepe tätig.

Danach verwaltete er die OF Grünhaus (RB Potsam), Güntersberg (RB Erfurt), 1874-1879 Proskau (RB Breslau) und 1878 bis 1901 Kottenforst (RB Köln).

1869 wurde er Mitglied des Schlesischen Forstvereins.

Seine Tätigkeit beschränkte sich nicht auf die Oberförsterei und auf die Lehre. Er gab eine „Chronik des deutschen Forstwesens“ heraus (1879/1880), er schrieb für die „Forstlichen Blätter“ und für das Jahrbuch des Schlesischen Forstvereins und veröffentlichte Reiseberichte aus Dänemark und Norddeutschland.

Sprengel war ein außergewöhnlicher Mensch. „Durch seine sehr hohe musikalische Begabung hat er sich sehr viele Freunde erworben, und seine Freude an der Musik hat ihm über viele Verdrießlichkeiten des Lebens leicht hinweggeholfen. Bis zu seinem Lebensende hat er sich zur Freude aller, die ihm nahestanden, durch seine regen Beziehungen zu studentischen Kreisen einen geradezu jugendlichen Frohsinn bewahrt“ (Nachruf S. 764).

Am Ende seines Nachrufes steht der Satz: „Er hatte keinen Feind!“

Quelle:

Nachruf. In: ZFJW 1908, S. 763-764 (Hoffmann).

 

 

Johann Christian S ü ß e n b a ch

*1732 † 15. Oktober 1772 in Breslau

Zunächst Forstmeister in Scheidelwitz, wurde er 1765 Nachfolger von Oberforstmeister Rehdanz. Wie sein Vorgänger machte er sich sowohl um das Forstwesen als auch um das Eisenhüttenwesen verdient.

Er schuf die „Instruktion zur Holzung im Gebirge vor dem Forstamt Glatz“ von 1767. Darin wurde die Abnutzung in schmalen Saumschlägen angeordnet. Die Seitenbesamung sollte durch Nachbesserung ergänzt werden. Er ließ Eichengärten anlegen. In frischen Tälern sollten Gehege mit Buchen und Ahorn bepflanzt werden.

An ihn erinnerte die Kolonistensiedlung Süßenrode, die um 1772 durch die Oberförster Büttner und Burich geschaffen wurde

Quellen:

JSFV 1929, S. 177-178 (E. Herrmann),

Poten, B.1894: Süßenbach. In: Allg. Deutsche Biographie, S. 183-184.

 

Arthur  T ä g e r

*17. Juli 1848 in Räcknitz bei Dresden † 11. Februar 1921

Geboren als Sohn eines Revierjägers, studierte er nach der Lehrzeit von 1867 bis 1869 an der Forstakademie Tharandt.

1870/1871 nahm er am Feldzug gegen Frankreich teil.

Bis 1876 war er bei der sächsischen Forsteinrichtungsanstalt tätig.

1878 wurde er als Oberförster bei der Kommunalforstverwaltung Görlitz in Kohlfurt eingestellt. 1887 erfolgte die Beförderung zum Forstmeister.

Zur Versammlung der deutschen Forstmänner 1885 in Görlitz verfasste er als Festgabe die Schrift über den zweihiebigen Kiefern-Hochwald-Betrieb, in der er seine Auffasung zur Erziehung von Wertholz für den Schiffbau und den Möbelbau darlegte (s. Kap. 9.2).

Zuletzt war er als Stadtrat und Oberforstmeister der Stadt Görlitz tätig.

Ab 1880 gehörte er dem Schlesischen Forstverein an.

Quelle:

Dt. Forst-Zeitg. 1921, S. 164.

 

Wilhelm  T e l l e

*6. März 1840 in Kösen (Kreis Naumburg/Saale) † 11. November 1908 in Nimkau

Telle trat nach der Lehrzeit in das Magdburgische Jäger-Bataillon Nr. 4 ein (1861-1863). Von dort wurde er zum Studium an die Höhere Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde kommandiert (1863-1865). Den deutsch-östrreichischen und den deutsch-französischen Krieg erlebte er an den Fronten.

Nach dem Staatsexamen war er als Assistent in der OF Eberswalde tätig (1868-1870). Danach arbeitete er als Forsteinrichter in der OF Hohenbucko (RB Potsdam). 1871 wurde ihm die Verwaltung der OF Schmiedefeld (RB Erfurt) übertragen. 1891 wechselte er zur OF Nimkau (RB Breslau). Er trat dem Schlesischen Forstverein bei.

Im Nachruf wird sein Charakter gelobt (Fleiß, Pflichttreue, selbstlos, bieder, freundlich gegen jedermann, allem Prunk abhold, Muster eines preußischen Beamten), aber nichts über seine forstlichen Leistungen gesagt.

Quelle:

H.: Nachruf. In: ZFJW 1909, S. 770-771.

 

 

Adolf   T r a m n i t z

*9. November 1811 in Golchen Kreis Demmin † 4. Juni 1885 in Landeck

 

Abb. 14.31: Adolf Tramnitz (JSFV 1931)

 

Sein Vater (1777-1854) gehörte von 1801 bis 1817 dem Reitenden Feldjägercorps an, wurde 1817 Oberförster in Friedersdorf bei Storkow in der Mark und später Forstmeister (Inspektionsbeamter) in Zehdenick. Die Mutter (geb. Traebert) stammte aus einer „uralten Jägerfamilie“. Zur Familie gehörten sechs Kinder. Es ist bemerkenswert, dass drei Brüder den Rang eines Oberforstmeisters erreichten. Robert Tramnitz (1810- ?) wirkte als Ofm. im RB Merseburg, Bruder Karl (1823- ?) bis 1890 in Liegnitz und in Frankfurt/Oder.

Tramnitz wurde bis zum 16. Lebensjahr von Hauslehrern unterrichtet. Danach besuchte er Berliner Gymnasien.

1830/31 diente er als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Schützenbataillon in Berlin.

1832 legte er das Feldmesserexamen ab.

1833 trat er ins Reitende Feldjägercorps ein. Er gehörte ihm bis 1842 an und kam als Kurier bis Paris.

Daneben erfuhr er eine außerordentlich vielseitige forstliche und jagdliche Ausbildung in den OF Liebenwalde, Groß Schönebeck, Zehdenick, Himmelpfort (alle RB Potsdam), Grammentin und Golchen (RB Stettin). In Golchen war sein Großvater Traebert Oberförster (vgl. Schilderung bei A. Milnik 2006, S. 160-161).

1836 vertrat er den Oberförster in der OF Lindenbusch (RB Danzig).

1837 wurde er zum Studium an die Höhere Fostlehranstalt Neustadt-Eberswalde kommandiert. Wegen einer Erkrankung musste er das Studium abbrechen, aber er konnte 1840 dennoch das Tentamen ablegen.

1842 übernahm er die OF Zippnow (RB Marienwerder). 1846 wurde er auf die OF Lubiathfließ (RB Frankfurt/Oder) versetzt. 1850 wechselte er auf die OF Driesen (RB Frankfurt/Oder). In diesen OF in der Neumark stach Tramnitz durch hervorragende Arbeit hervor.

1858 wurde er als Forstinspektor nach Breslau versetzt. Von 1873 bis 1876 stand er als Oberforstmeister den Forsten im RB Liegnitz, von 1876 bis 1883 im RB Breslau vor. Hier trat er mit 71 Jahren in den Ruhestand.

1883 ehrte ihn die Universität Breslau mit dem Dr. h. c. Das war sehr außergewöhnlich, denn Tramnitz war kein Wissenschaftler, sondern Verwaltungsbeamter, der allerdings eine gute Verbindung zu Professoren der Universität pflegte.

Adolf Tramnitz spielte im Schlesischen Forstverein, dem er von 1855 bis zu seinem Tod angehörte, eine bedeutende Rolle (1867 bis 1884 als Präsident, vorher als Schatzmeister und Vizepräsident).

Forstliterarisch trat er mit „Berichten über forstliche Reisen“ und vor allem mit dem Beitrag über die Forstwirtschaft zur Festschrift „Ein Culturbild der Provinz Schlesien“ (1869) hervor, worin er die forstlichen Verhältnisse Schlesiens eingehend darlegt.

Nebenamtlich stand er als Forstdirektor den schlesischen Forsten der Prinzessin Marianne der Niederlande in Kamenz, Seitenberg und Schnallenstein vor (s. Kap. 9.2).

Seit 1841 war Tramnitz mit der Tochter des Eberswalder Hüttendirektors und Bergrates Nath verheiratet. Zur Familie gehörten eine Tochter und drei Söhne.

Quellen:

VSFV 1866, S. 16-17,

JSFV 1885, S. (Nachruf von der Reck),

Ratzeburg 1872, S. 486-492 (Autobiographie),

Milnik, A. 2006, S. 160-162.

Arthur Freiherr von  V i e t i n g h o f f – R i e s c h

*14. August 1895 in Neschwitz bei Bautzen † 2. April 1962 in Unna

 

Abb. 14.32: Arthur Freiherr von Vietinghoff-Riesch (Vietinghoff-Riesch 1961)

 

Naturverbunden auf dem Familienbesitz in Neschwitz aufgewachsen, begab er sich nach dem Abitur in Dresden auf eine Reise ins Baltikum. Dort wurde er vom Ausbruch des I. Weltkrieges überrascht und drei Jahre interniert.

Nach der Rückkehr nach Deutschland studierte er in München und Tharandt. 1923 promovierte er in München bei Escherich (Dissertation: „Das Verhalten paläoarktischer Vögel gegenüber den wichtigeren forstschädlichen Insekten“).

Damit waren zwei wichtige Themen seiner Lebensarbeit vorgegeben: Ornithologie und Forstschutz.

1923 übernahm er in wirtschaftlich schwieriger Zeit (Inflation) die Verwaltung des etwa 2 000 ha umfassenden Familienbesitzes in Neschwitz. In seinem Wald (etwa 1 000 ha) begann er mit der Umstellung auf naturgemäße Waldwirtschaft.

1926 legte er in Tharandt das forstliche Staatsexamen ab.

1930 gründete er die Vogelschutzstation Neschwitz, eine bis heute bestehende Einrichtung.

1936 habilitierte er sich in Tharandt mit dem Thema „Naturschutz – eine nationalpolitische Kulturaufgabe“ (1937 bei Neumann-Neudamm als Buch erschienen). Er wurde zum Dozenten für Naturschutz, Fischerei und Jagdkunde berufen. Ab 1937/38 lehrte er auch Forstschutz. Damit vertrat er als Erster das Fach Naturschutz an einer deutschen forstlichen Lehrstätte.

1939 verfasste er als Mitautor des „Neudammer Forstlichen Lehrbuches“ den Abschnitt Jagdkunde (1942 in 10. Auflage erschienen).

1941 gab er das Buch „Forstliche Landschaftsgestaltung“ heraus. Damit knüpfte er an Salischs Vorstellungen von der Forstästhetik an. Das Buch enthält zahlreiche wertvolle Abbildungen aus den Wäldern der Oberlausitz.

1943 erhielt er die Berufung zum außerordentlichen Professor.

Der II. Weltkrieg unterbrach seine wissenschaftliche Tätigkeit zeitweilig. Im Ergebnis des Krieges verlor er den Familienbesitz in Neschwitz im Zuge der Bodenreform (1958 erschien sein Buch „Letzter Herr auf Neschwitz – ein Junker ohne Reue“); Neschwitz blieb aber ein wichtiger Standort für die ornithologische Forschung).

1946 erhielt er einen Lehrauftrag an der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen in Hann Münden (Waldbau, Zoologie, Ornithologie).

Seiner Oberlausitzer Heimat blieb er lebenslang eng verbunden. Ihr widmete er seine Bücher „Ein Waldgebiet im Schicksal der Zeiten“ (1949) und „Der Oberlausitzer Wald – seine Geschichte und seine Struktur bis 1945“ (1961 beim Schaper-Verlag Hannover, Reprint Oberlausitzer Verlag Spitzkunnersdorf o. J.).

Vietinghoff-Riesch verfasste außer den Büchern eine Fülle von Beiträgen in verschiedenen Fachzeitschriften, u. a. „Beitrag zur Geschichte der Insekten-Kalamitäten im mitteldeutschen Raum“ (Forstwiss. Centralblatt 1951, S. 446-455) und „Abriß der Oberlausitzer Forstgeschichte im Rahmen der deutschen Forstgeschichte“ (Archiv für Forstwesen 1957, S. 192-202).

Auch einen Roman hat er verfasst („Der tanzende Kranich“ 1949).

Sein Leben fand ein frühes Ende durch einen Verkehrsunfall.

Quellen:

Kropp & Rozsnyay 1998: Niedersächs. Forstl. Biographie, S. 450. In der Reihe „Aus dem Walde“, Heft 51; darin auch umfassendes Verzeichnis seiner Schriften,    

Schuster, E. 2001: Chronik der Tharandter forstl. Lehr- und Forschungsstätten 1811-2000.

 

Heinrich  V o g d t

*10. Juli 1836 in Löwenberg/Schlesien † 27. Januar 1916 in Lüneburg

Über Schulbesuch und Forstlehre ist bisher nichts bekannt (mögliche Quelle: Archiv der Humboldt-Universität, Akten Forstliche Hochschule).

Von 1859 bis 1861 studierte er an der Höheren Forstlehranstalt in Neustadt-Eberswalde unter Akademiedirektor J. T. Grunert. 1865 legte er das Staatsexamen ab. Danach diente er in Privatforsten als Assistent.

Im deutsch-österreichischen Krieg 1866 begann er als Oberjäger im 5. Jägerbataillon (Görlitzer Jäger). Im August 1866 wurde er Offizier.

Als solcher zog er in den deutsch-französischen Krieg 1870/71.

1871-1872 betreute er die Revierförsterei Ostwine (RB Stettin, OF Misdroy).

Von 1872 bis 1874 verwaltete er die OF Turoscheln (RB Allenstein). 1874 erhielt er die OF Friedrichsfelde in der Johannisburger Heide (RB Allenstein).

1880 fand er für 25 Jahre seine Lebensstellung in der OF Tschiefer (RB Liegnitz, s. Kap. 9.1). Dem Schlesischen Forstverein gehörte er seit 1866 an.

„Er hat sich große Verdienste um das schöne, auf den höheren Lagen aus fast reinen Kiefernbeständen mit einzelnen Eichen und Buchen, auch etwas Fichten und Lärchen in den jüngeren Altersklassen, in der Flußniederung aus Eichen und Weißbuchen sowie allen in den Niederungswäldern vorkommenden Einzelmischungen bestehende Revier erworben, die Laubholzmischungen nach Möglichkeit gefördert und erhalten und der Forstästhetik schon zeitig seine Aufmerksankeit zugewandt. Die Stadt Neusalz verdankte seiner Einwirkung die Erhaltung eines aus Hudewald hervorgegangenen, aus kurzschäftigen und malerisch schönen Bäumen mit starker Astentwicklung bestehenden alten Eichenbestandes in der Nähe der Stadt, ebenso gelang es ihm zugunsten einer Reiherkolonie die Erhaltung eines alten Kiefernbestandes zur Freude der Naturfreunde und Jäger durchzusetzen.

Er fand bei seinem Dienstantritt eine Verjüngungsart vor, die darin bestand, dass zwischen Eichenstreifensaaten mehrere Jahre Kartoffelbau betrieben wurde, die sich längere Zeit bewährt hat, bis infolge der immer stärkeren Einengung des Überschwemmungsgebietes und der dadurch störend auf den landwirtschaftlichen Betrieb einwirkenden Hochwässer und zunehmenden Arbeitermangels davon abgegangen werden musste. Es wurde nun zu einer Verjüngung der Eiche in weiten Reihen durch Streifensaat unter Weißbuchenschirm übergegangen, welches Verfahren sich durch geringe Kosten, Niederhaltung des Graswuchses und Erzielung der erwünschten Hainbuchenbeimischung auszeichnete, die allerdings sorgfältige Freistellungen und Läuterungshiebe notwendig machte“ (ZFJW 1916, S. 444-445; dieses Kulturverfahren bezieht sich auf den Oderwald).

Vogdt war auch für die Allgemeinheit aktiv. Von 1879 bis 1882 gehörte er dem ostpreußischen Landtag an. Bei der Oder-Stromregulierung wirkte er als Berater und Sachverständiger mit. Als Deichhauptmann und Amtsvorsteher wirkte er ehrenamtlich im Dienst der Bevölkerung. Seine Beratung erstreckte sich auch auf Privat- und Gemeindeforsten.

1895 tagte der Schlesische Forstverein in seiner OF Tschiefer (s. Kap. 9.1). Das erhöhte sein Ansehen im Forstverein weiter.

Er wurde mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse und dem Kronenorden III. Klasse ausgezeichnet.

Aus seiner Ehe gingen drei Söhne und drei Töchter hervor.

Nach der Pensionierung (1905) zog er nach Lüneburg, um in der Nähe seiner mit einem Fm. Frey (Göhrde) verheirateten Tochter seinen Lebensabend zu verbringen.

Quelle:

ZFJW 1916, S. 444-445.

 

Wilhelm  W a e c h t e r

*1. Mai 1830 in Wilkersdorf/Neumark † 23. Februar 1917 in Berlin

Abb. 14.33: Wilhelm Waechter (HFHE)

 

Waechter kam 1856 nach der Ausbildung in der OF Peetzig bei Schwedt und dem Studium in Neustadt-Eberswalde als Taxator in den RB Liegnitz. Er hat Stufe für Stufe die streng geregelte Laufbahn eines preußischen Forstmannes durchschritten, vom Oberförster bis zum Landforstmeister.

Von 1877 bis 1883 war er als Oberforstmeister im RB Oppeln tätig, hier für 77 000 ha Staatsforsten in 15 OF zuständig.

Obwohl 1883 als Landforstmeister zur zentralen preußischen Forstverwaltung nach Berlin versetzt, blieb die enge Verbindung zu den Forstleuten und den Forsten um Oppeln lebens­lang bestehen, zumal er auch in Berlin für die schlesischen Forstangelegenheiten zuständig blieb.

Wiederholt nahm er an den Tagungen des Schlesischen Forstvereins teil, dem er seit 1859 als Mitglied und ab 1899 als Ehrenmitglied angehörte. Insgesamt währte seine Mitgliedschaft 59 Jahre.

Ab 1872 gehörte er der Forst-Ober-Exmainationskommission für die Staatsprüfung an. In 31 Jahren prüfte er 1 180 Referendare, davon 17 Jahre als Vorsitzender der Kommission. Darunter befanden sich zahlreiche schlesische Kandidaten.

Einen legendären Ruf erlangten die Waechter-Jagden in den oberschlesischen Revieren.

„Wenige Männer in hervorragender Stellung sind so allgemein geachtet und beliebt gewesen wie „Papa Waechter““ (Nachruf von Max Kienitz 1917).

Quellen:

Milnik, A. 2006, S. 158-159,

Kienitz, M. 1917: Nachruf in ZFJW.

Gottlob Magnus Leopold  Graf von  W e d e l l

*1747 in Halberstadt † 3. November 1799 in Breslau

Als Schüler Hans Heinrich von Zanthiers in Ilsenburg (ab 1766) berief ihn König Friedrich II. 1772 als Nachfolger von Johann Christian Süßenbach zum Oberforstmeister in Schlesien, zunächst mit Dienstsitz im Forsthaus Scheidelwitz bei Brieg, ab 1788 in Breslau. Ab 1782 Mitglied der beiden Kriegs- und Domänenkammern in Breslau, wurde er 1788 zum Landjägermeister des Breslauer und Glogauer Departements und 1796 zum Landjägermeister in Schlesien und der Grafschaft Glatz ernannt (vgl. Kap. 6.1). Er galt als der bedeutendste Kopf unter den leitenden Forstbeamten seiner Zeit (Helmigk 1938, S. 632).

Er förderte die Vermessung und Einteilung der schlesischen Staatsforsten. Die Inventur der Schaffgotschen Forsten gab von Wedell Veranlassung, die Proportional-Schlageinteilung zu entwickeln, nach der dem Waldbesitzer eine angemessene Abnutzung der Forsten vorgegeben wurde (siehe H. Wiedemann 1976). 1794 gab Forstmeister Wiesenhawer eine Schrift über das von Wedell geschaffene und „in den 1780er Jahren in größter Ausdehung ausgeführte Abschätzungs-Verfahren“ (J. v. Pannewitz) heraus, Dieses Verfahren wurde später im Prinzip auch durch C. W. Hennert und G. L. Hartig für andere preußische Provinzen übernommen. Dabei wurden erste zuverlässige Forstkarten geschaffen.

Der Ortsname Neuwedel zeugt von seiner Beteiligung an der Entstehung der Kolonistendörfer in Schlesien (Helmigk 1938, S. 635). 1775 fertigte er nach einer Besichtigungsreise einen wenig erfreulichen ausführlichen Bericht über den Zustand der „Privatkolonien“, also der von den Gutsbesitzern errichteten Kolonistendörfer. Die Gutsbesitzer kassierten die großzügig bemessenen königlichen Zuschüsse, sparten aber oft bei der Ausführung der ohnehin sehr bescheidenen Bauten für die Kolonisten (Helmigk 1938, S. 651 ff.).

Zur Hebung der Jagd bat von Wedell 1777 die Kammer um Erlaubnis, im Leubuscher und Tschiplowitzer Revier einen Tiergarten anlegen und eine Meute von Schweißhunden halten zu dürfen (E. Herrmann 1933, S. 377).

1798 erhob ihn König Friedrich Wilhelm III. in den Grafenstand.

1789 erwarb er die Güter Groß und Klein Bresa. Ihm gehörten auch Besitzungen in Schöneiche bei Neumarkt und in Sacherwitz.

Er war verheiratet mit Friederike Strohbach, Tochter eines Commissionsrates und Pächters der Ämter Ermsleben und Conradsburg bei Halberstadt. Aus der Ehe gingen drei Töchter und ein Sohn hervor. Der Sohn blieb im Beruf des Vaters. E. Herrmann (1933, S. 375) berichtet, daß der Jagdjunker von Wedell 1794/95 die Schelitzer Forsten vermessen und in Proportionalschläge eingeteilt habe.

Quellen:

Wiesenhawer 1794: Anleitung zu der neuen auf Physik und Mathematik gegründeten Forstschätzung und Forstflächen-Einteilung … Breslau, Hirschberg und Lissa,

Pfeil, W. 1828: Krit. Blätter, 1. Heft, S. 109,

Pfeil, W. 1839/2009: Die Forstgeschichte Preußens,       

Heß, R. 1885, S. 403-404,

Herrmann, E. 1933 (ZFJW, S. 375),

Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten. Berlin 2009.

 

Eberhard  W e n d r o t h

*10. August 1890 in Plietnitz † 11. September 1982 in Großhansdorf bei Hamburg

Vater Kurt Wendroth, Nachfahre einer langen Reihe preußischer Staatsforstbeamter seit dem 18. Jahrhundert, war Oberförster in Plietnitz bei Schneidemühl. Die Mutter verstarb 1897, als Eberhard sieben Jahre alt war. Die weitere Erziehung übernahm vor allem die Großmutter mütterlicherseits, die acht eigene Kinder aufgezogen hatte.

Nach dem Unterricht in der Plietnitzer Dorfschule und durch Hauslehrer besuchte Ebershard das Gymnasium in Bromberg (Pensionat).

Erste jagdliche Übungen mit einem Tesching galten Eichelhähern, Krähen und Eichkatern. Zur Konfirmation erhielt er eine 11 mm-Hahnbüchse.

1905 wurde der Vater zur OF Golchen in Vorpommern versetzt. Er ging eine zweite Ehe ein. Von 1905 bis 1909 besuchte Eberhard das humanistische Gymnasium (Fürstenschule) in Putbus auf Rügen.

Die halbjährige Lehrzeit verbrachte er in der OF Freienwalde bei Forstmeister Walter Boden. Unterkunft fand er bei den Eltern seiner Stiefmutter geb. Steinhardt und deren Mann, einem pensionierten Oberst.

Dem Miltärdienst genügte Eberhard als Einjährig-Freiwilliger beim Jägerbataillon in Lübben. 1910 wurde er ins Reitende Feldjägercorps aufgenommen und 1912 zum Leutnant befördert.

In diese Zeit fiel das Studium an der Forstakademie Hann Münden. 1913 studierte er zwei Semester Jura und Nationalökonomie an der Universität München.

Mit Ausbruch des I. Weltkrieges war er an der Ostfront eingesetzt. Nach zwei Verwundungen kam er als Feldjäger im Kurierdienst zum Einsatz. In 660 Tagen wurde er auf 80 Kurierreisen geschickt, die ihn nach Istanbul (20 x), Bukarest (20 x), Budapest, Wien, Stockholm, Oslo, Helsinki, in die Schweiz, nach Warschau und St. Petersburg (nach der Oktober-Revolution !) führten – wahrhaft aufregende Missionen.

Das Ende des deutschen Kaiserreiches erlebte er am 9.11.1918 in Berlin, für ihn als ein auf die Monarchie eingeschworenen Feldjäger ein schmerzliches Ereignis.

1919 setzte er seine forstliche Ausbildung bei seinem Vater mit der halbjährigen Försterzeit in der OF Golchen fort. Danach wurde ihm die kommissarische Verwaltung der OF Nakel bei Bromberg übertragen.

Nach dem Staatsexamen wurde er Assistent bei Alfred Möller in Eberswalde, den er lebenslang verehrte. Hier lernte er auch Erhard Hausendorff kennen. Mit Möller und Hausendorff fühlte er sich durch den Dienst im RFC in besonderer Weise verbunden. Er gehörte neben Erhard Hausendorf, Friedrich von Kalitsch, Johannes Weck und Joachim Beninde zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Kieferndauerwaldwirtschaft.

1922 wurde Wendroth die OF Dombrowka übertragen, die er bis 1945 verwaltete. Er hat diese Zeit in seine „Erinnerungen“ (um 1969) ausführlich beschrieben. Sie bescherte ihm forstlich und jagdlich die Erfüllung seiner beruflichen Wünsche.

Seit 1921 verheiratet mit Charlotte geb. Grunow, wurden ihm zwei Söhne geboren.

Der II. Weltkrieg zerstörte die Hoffnung auf eine Fortsetzung eines erfüllten Lebens in Frieden und Glück. Sohn Gert fiel im Alter von 22 Jahren als Leutnant in Frankreich. Sohn Hans Jürgen kam im Osten in russische Gefangenschaft.

Es ist beeindruckend, wie Eberhard Wendroth seinen Abschied aus Dombrowka im Januar 1945 beschrieben hat:

„ … ging ich noch einmal durch die Zimmer. Ich nahm Abschied von meinen Geweihen, von den Rehkronen, den Keilergewehren. … Rauhaarteckel Schnapp sah mich an, nie werde ich diesen Blick vergessen. Er machte keinen Versuch mitzukommen. Er wusste alles.“

Eberhard Wendroth, Anfang 1945 als Major wieder bei der Wehrmacht aktiv, geriet ebenfalls in russische Gefangenschaft. Auf wundersame Weise wurde der Vater 1948 mit dem Sohn in der Nähe des Kaspischen Meeres zusammengeführt, und beide konnten endlich gemeinsam nach Deutschland zurückkehren.

Mit befristeten Aufträgen der niedersächsischen Landesforstverwaltung und privater Waldbesitzer konnte er sich weiter forstlich betätigen. Eine feste Anstellung fand er nicht mehr.

1960 verfasste er einen 18 Seiten umfassenden Bericht über das Forstamt Eichendorf für das Bundesarchiv in Bayreuth (vgl. Kap. 9.1).

Als Pensionär lebte er nach dem Tod seiner Frau (1974) im Haus seines Sohnes Hans Jürgen, der Kaufmann geworden war.

Sein Enkel Götz Wendroth ist wieder Forstmann.

Quellen:

Wendroth, E. 1960: Forstamt Eichendorf. Maschinenschriftlicher Bericht für das Bundesarchiv in Bayreuth,

Wendroth, E. 1969: Erinnerungen. Manuskript Familienarchiv H. J. Wendroth,

Wendroth, H. J. 2003: Die ersten 30 Jahre meines Lebens. Manuskript

Familienarchiv H.J. Wendroth.

 

Carl  Z i m a r e

* 19. Oktober 1798 in Nieder-Stradam Kreis Polnisch-Wartenberg † 27. September 1868 in Jeltsch Kreis Ohlau

Zimare gelangte über den Dienst im Jägerbataillon in den Forstdienst. Zunächst begann er in der Herrschaft Wartenberg (Prinz von Curland) als Forst- und Jägerlehrling. Von 1819 bis 1822 diente er im Garde-Jägerbataillon in Potsdam. Dann erhielt er eine Anstellung als Leibjäger beim Grafen von Saurma in Jeltsch (s. Kap. 9.2). 1826 „verlieh ihm der Graf den Försterdienst zu Grüntanne bei Ohlau“. Nach 21 Jahren (1848) vertraute ihm der Graf das Amt des „Waldbereiters“ (entsprach der i.a.bis ins 18. Jahrhundert verbreiteten Bezeichnung Heidereiter = Oberförster) in Jeltsch an (Forstfläche 1914: 2 200 ha). In dieser Position wirkte er wiederum 21 Jahre bis zu seinem Tod im Alter von 70 Jahren nach 46-jährigem Dienst in der Herrschaft Jeltsch.

Dem Schlesischen Forstverein gehörte er seit 1853 an.

Quelle:

JSFV 1869, S. 448.