Carlo Fugazza - ein Portrait

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Sensei C. Fugazza in Eberswalde (05-09-1998)

 

 

 

 

 

 

 

 

Bescheiden und zurückhaltend in seinem Wesen, verblüfft der Träger des 8. Dan durch die explosionsartige Ausführung von Karatetechniken in Vollendung. Als einzigartiger Lehrmeister avancierte er zum Vorbild für Hunderte Karateka in Europa.

Geboren wurde Meister Carlo Fugazza am 4.11.1951 in Mailand. Bereits als Schüler war er sportlich aktiv und widmete sich dem Basketballspiel und der Leichtathletik. Im Alter von 17 Jahren verfolgte er das Karate-Training vieler Schwarzgurte in dem Dojo von Sensei Shirai. Die dabei ausgelösten tiefen emotionalen Empfindungen führten zu dem Entschluß, diese Kunst selbst zu praktizieren.

Bereits nach zwei Jahren intensiven Trainings bei Sensei Shirai errang Carlo Fugazza den ersten Wettkampfsieg in Italien. Bald gehörte er zum Kader der italienischen Nationalmannschaft. Von der Weltmeisterschaft 1973 in Tokio kehrte der brillante Karateka mit einer Silbermedaille der Kategorie Kumite-Mannschaft zurück. Zwei Jahre später war Carlo Fugazza nahezu unschlagbar in der Disziplin Kata. Bei der WM in Los Angeles erkämpfte er in der Einzel- und Mannschaftswertung den 2. Platz. Eine Bronzemedaille mit dem Kumite-Team komplettierte die Erfolgsserie des Jahres 1975. Durch jeweils drei Titelgewinne sorgte er 1976 und 1977 bei den Europameisterschaften (Kumite-Team, Kata-Einzel und Kata-Mannschaft) für Aufsehen auf internationaler Ebene. Auch seine Teilnahme an der WM 1977 in Tokio beendete er mit einem 3. Rang in der Kategorie Kata-Einzel und einem 2. Rang mit dem Kata-Team.

Aufgrund seiner Erfolge wurde Carlo Fugazza 1983 zum Trainer der Kata-Nationalmannschaft Italiens berufen. Vierzehn Jahre lang schulte er Talente und führte sie zu Siegen in internationalen Wettkämpfen. Er selbst bezeichnet diese Zeit als einen wichtigen Bestandteil seines Lebensweges.

Noch heute strebt der italienische Karatemeister nach der Vervollkommnung seiner Techniken. Früh am Morgen trainiert er drei- bis viermal in der Woche bei Sensei Shirai einzelne Sequenzen. Damit verwirklicht Carlo Fugazza einen Teil seines Traumes vom aktiven Karatesport bis ins hohe Alter.

Seine Begeisterung und sein Wissen gibt der Träger des 7. Dan an seine Schüler weiter. In Mailand leitet er ein eigenes Dojo, dem zur Zeit 120 Mitglieder angehören.

Obwohl Carlo Fugazza in Europa als Kata-Experte bekannt ist, gilt seine Liebe doch gleichermaßen dem Kumite. Als Karatelehrer schult er deshalb Kihon, Kumite und Kata zu gleichen Teilen. Dabei verfolgt er den Weg des traditionellen Karate. Zu seinen Prinzipien gehört, daß man mit Hilfe des traditionellen Karate die Möglichkeit erhält, die eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu erweitern und zu vervollkommnen. Die Verwirklichung und Entwicklung des traditionellen Karate kennt keine Grenzen. Die stete Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten sowie die zu erreichenden Leistungen sind Ziele, die einer kontinuierlichen Suche bedürfen.

Neben dem Sport gilt Carlo Fugazzas Interesse der klassischen Musik. Mit Vorliebe hört er Gitarren- oder Piano-Instrumentalstücke. Außerdem bemühte er sich sechs Jahre lang intensiv um das Erlangen eines Diploms im klassischen Gitarrenspiel. Er stand kurz vor der Prüfung, als er wegen der verstärkten Trainertätigkeit die Instrumentalausbildung unterbrechen mußte.

Annet Keil